Freies Wort
Von Heike Jenzewski
Die FDP-Fraktion im Thüringer Landtag will die Bundeswehr-Standorte im Freistaat erhalten und stärken. Am Montag besuchten Liberale die Sportfördergruppe in Oberhof.
Oberhof-Der Besuch war schon lange geplant, jetzt erhielt er durch die aktuelle Debatte um die Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland eine neue Dimension. Marian Koppe, sportpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion in Erfurt, ließ sich mit einer kleinen Delegation unter anderem von Bernd Diederich, Leiter der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Oberhof, die Kaserne am Grenzadler zeigen und über die Bedingungen informieren.
"Die Sportfördergruppe ist ein immens wichtiger Standortfaktor für Oberhof. Diese Symbiose von Spitzensport und Bundeswehr ist in Deutschland und sicher auch in Europa einmalig", begründete Koppe sein Interesse. Deshalb fordern die Liberalen von der Landesregierung ein deutliches Bekenntnis zu Oberhof, aber auch zu allen anderen Bundeswehrstandorten in Thüringen. "Wenn der Gesamtpersonalbestand der Truppe reduziert werden soll, dann braucht es eine starke Lobby, um die Standorte im Freistaat zu erhalten. Hier hat die Landesregierung bisher überhaupt keinen Beitrag geleistet", kritisiert Koppe die abwartende Haltung. Er will jetzt prüfen lassen, ob ein Vertreter des Landeskommandos Thüringen der Bundeswehr in den zuständigen Landtagsausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit eingeladen werden kann, um dort über die Arbeit der Truppe und speziell das Konzept in Oberhof zu berichten. "Wir hoffen, mit guten Argumenten das Bewusstsein auch der anderen Fraktionen für die Bundeswehr in Thüringen, vor allem für Oberhof zu schärfen", nennt der sportpolitische Sprecher sein Anliegen.
Noch keine Negativsignale
Er ist sich sicher: "Wenn der Bundeswehr-Standort in Oberhof in Frage steht - wofür es bisher zum Glück noch keine Anzeichen gibt -, ist auch der Spitzensport weg, ebenso wie Arbeitsplätze." Selbst für den Tourismus fürchtet Koppe in dem Fall Auswirkungen. Viele Urlauber oder Tagestouristen kämen eben gerade deshalb nach Oberhof, weil sie hier die Chance hätten, Spitzensportler wie Jens Filbrich zu treffen. Das bestätigt auch Bernd Diederich, der die Verzahnung von Spitzen- und Breitensport hervorhebt. "Die Therme ist zwar derzeit leider geschlossen. Aber ich erinnere daran, wie sich Axel Teichmann und Andrea Henkel in die Werbung für das Bad einbrachten. Es gibt immer wieder Begegnungsmöglichkeiten in der Skihalle oder auf der Rollerstrecke. Viele Restaurants und Hotels präsentieren Fotos und Autogrammkarten der Spitzensportler." Darüber hinaus werde mit der Stadt Oberhof eine gute Zusammenarbeit gepflegt. So sei zum Beispiel im Rahmen des Mitnutzungsvertrages für die Sportstätten ein Teil der Technik wie Pistenbullys oder Schneekanonen bei der Bundeswehr untergebracht.
Nicht ohne Stolz bemerkte Diederich, dass 13 der 30 Medaillen der letzten Olympischen Winterspiele von Sportlern errungen wurden, die in der Sportfördergruppe Oberhof stationiert sind. 80 Sportler im Dienst der Bundeswehr sind hier insgesamt beheimatet, dazu vier Mann Personal. Die maximale Belegung sind also 84 Soldaten. Dazu sind Soldaten und Zivilbedienstete des Fachsanitätszentrums Erfurt und des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums als technisches Personal und in der Truppenküche beschäftigt.
Fokus auf Oberhof richten
Unverständlich ist für Marian Koppe, dass die Sportfördergruppe weder in die Erarbeitung des Handlungskonzeptes der Landesregierung "Wintersport- und Tourismuszentrum Oberhof" einbezogen war, noch über die Ergebnisse informiert wurde. Der FDP-Mann überreichte bei seinem Besuch deshalb ein Handlungskonzept. "Wenn man sich eine Meinung bilden will, dann sollte man sich die entsprechenden Stätten vor Ort ansehen und mit den handelnden Personen ins Gespräch kommen", ist Koppes Anspruch. Dem will er mit einem künftig regelmäßigen Meinungsaustausch weiter gerecht werden. "Alle anderen Bundesländer würden sich alle Finger nach solch einem Standort wie Oberhof lecken, nur Thüringen schläft hier einen Dornröschenschlaf. Das wollen wir ändern, indem wir die Landesregierung und die anderen Fraktionen für diese Situation sensibilisieren", so Marian Koppe.