Erfurt. (tlz) Es waren einmal mehr als 300 Mitglieder, die in der Erfurter FDP Veränderungen suchten, derzeit sind es nur noch um die 200. Diese Zahl wieder zu korrigieren ist für Thomas L. Kemmerich nur eine von vielen Aufgaben, die er sich auf die Fahne geschrieben hat. Er löste am Dienstagabend Egidius Arens ab, der von seinem Amt als Kreisvorsitzender zurücktrat, da für ihn die Kluft zwischen Landes- und Kreis-FDP nicht mehr überwindbar schien. 43 der 54 zur Wahl eines Nachfolgers erschienenen Mitglieder entschieden sich für Kemmerich - einen Gegenkandidaten gab es nicht.
Für den 42-jährigen Kemmerich, der erst seit Juni 2006 ein Parteibuch besitzt, verbinden sich mit dem klaren Votum für seine Person klare Erwartungen. Er will der FDP in Erfurt wieder eine Stimme geben. "Für Erfurt wichtige Themen dürfen an der FDP nicht mehr vorbeidiskutiert werden", erklärt er gegenüber der TLZ, "was wir brauchen, ist schnellstens ein liberales Programm für diese Stadt".
Dieses zu erarbeiten, wird seine erste Aufgabe sein, was er bereits in der nächsten Vorstandssitzung auf den Weg bringen will. Als Vorstandsvorsitzender des Liberalen Mittelstandes Thüringen und als Geschäftsführer der Masson-Kette in Erfurt will er trotzdem die notwendige Zeit aufbringen, um in Erfurt einen politischen Neubeginn zu starten, der wegen nicht vorhandener Plätze in Stadtrat und Landesregierung nichts anderes als Basisarbeit bedeute.
Die vor allem darauf orientiere, nach der nächsten Wahl 2009 wieder im Stadtrat vertreten zu sein. Schon jetzt habe er bei FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle um Unterstützung im Wahlkampf gebeten. Und im Vorfeld werde die Erfurter FDP ihre Stimme erheben. Künftig zu jedem Thema, das den Bürgern unter den Nägeln brennt. Man habe auf die zahllosen Provinzpossen, die in den letzten Monate getrieben wurden, zu wenig reagiert - was sich jetzt ändern soll.
Kemmerich: "Es gibt viele Themen, die es in Erfurt anzupacken gilt. Sie reichen von den Geldern des KoWo-Verkaufs bis zum Schriftzug über dem Erfurter Hof. Vor allem sind es aber die Erfurter, die sich durch die Politik nicht mehr vertreten sehen." Hier anzusetzen, darin sieht er die Chance für die FDP.
Jetzt gelte es, die Parteimitglieder neu zu motivieren, deren Zahl in Erfurt, nach Kemmerichs Meinung, gerade wegen des permanenten Stillstandes und der Konzeptlosigkeit so enorm gesunken sei. Unter Basisarbeit versteht er dabei nicht nur, das geplante Programm für die Stadt auf der öffentlichen Bühne zu präsentieren, sondern auch persönliche Kontakte der Mitglieder.
Ihm zur Seite stehen für diese Ziele die ebenfalls neu in den Vorstand gewählte Doreen Hammer, Dr. Matthias Fertig, Jürgen Lange und Stephan Gail. Bleibt zu hoffen, dass das neue Führungsteam die Ohren der Erfurter erreicht. Zumindest auf der Internet-Präsenz der Erfurter FDP (www.fdp-thueringen.de/erfurt) war von "lauten Stimmen" noch nichts zu spüren. Letztmals öffentlich beachtet wurde darauf Herbert Rudovsky, als er für das Amt des Erfurter OB kandidierte - im Februar 2006. Aber das soll sich ja ändern...
Von Hartmut Schwarz