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FDP-Landeschef Uwe Barth, MdB
FDP-Landeschef Uwe Barth, MdB

Deutschlandfunk, Sendezeit: 14.06.2006 14:53, O-Töne Uwe Barth in Kursiv

Der Besser-Ossi

Uwe Barth, hochschulpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion
Von Ludger Fittkau

Er ist eindeutig der ranghöchste Hochschulpolitiker aller Bundestagsfraktionen. Denn Uwe Barth ist gleichzeitig Landesvorsitzender der Liberalen in Thüringen. Und er versteht sein hochschulpolitisches Engagement im Berliner Parlament auch als ein Plädoyer für den Erhalt der Hochschullandschaft in den ostdeutschen Bundesländern.

Das ist jetzt der Aufruf zu einer Abstimmung, in sämtlichen Büros, auf den Fluren, selbst in den Toiletten wird das übertragen, damit man weiß, das Abstimmung ist, weil man ist ja nicht immer da.


Uwe Barth, der drahtige 40jährige Diplom-Physiker aus Bad Langensalza mit dem modischen silbernen Stecker im rechten Ohr, kann sich über die parlamentarischen Rituale im Berliner Regierungsviertel noch amüsieren. Denn obwohl der smarte Politiker und Vater zweier Söhne seit 2003 den thüringischen Landesverband der FDP leitet, ist er in der Hauptstadt noch ein politischer Neuling. Doch zu der aus Süddeutschland stammenden aber ebenfalls in Thüringen gewählten Nele Hirsch, der hochschulpolitischen Sprecherin der Linkspartei, pflegt er offenkundig schon ein besonderes Konkurrenzverhältnis:

Die fälschlicherweise als Thüringerin firmiert, das sage ich als echter Thüringer an der Stelle einfach mal dazu. In Wahrheit hat sie glaube ich mit Jena nicht allzu viel zu tun. Sie ist in ihrem Leben dort drei Monate studieren gewesen und hat sich über diesen Weg bemerkenswerterweise eben auf die Landesliste der PDS in Thüringen geschafft.

Uwe Barth versteht sich betont als ostdeutsche Stimme in der Riege der Hochschulpolitiker des Bundestages. Das bedeutet auch, dass der Liberale deutliche Kritik an der Exzellenzinitiative des Bundes übt, obwohl viele westliche FDP-Politiker die aus Berlin verordnete verschärfte Konkurrenz der Hochschulen untereinander durchaus begrüßen. Doch gerade viele ostdeutsche Hochschulrektoren hätten eben Kritik an dieser Initiative des Bundes geübt, so Barth:

Uns nützt es nichts, wenn wir sozusagen eine Almosen-Eliteuni im Osten kriegen, dass bei den zehn eine dabei ist, die es halt geworden ist, weil sie im Osten ist, das ist nicht die Richtung. Aber man muss den Universitäten die Möglichkeit geben, sich in diesem Wettbewerb weiterhin perspektivisch zu beteiligen und darf sie nicht abkoppeln.

So sei es eben auch jenseits der Exzellenzinitiative wichtig, Universitäten wie Jena finanziell so zu fördern, dass sie in der Lage seien, zum Beispiel teure Großgeräte für die naturwissenschaftliche Forschung anzuschaffen. Da dürfe sich der Bund auch nicht aus der Verantwortung stehlen, fordert Barth.

Ich meine, es ist auch ne verlässliche Perspektive, wenn man weiß, in zehn Jahren hat man sich zu Tode gespart, aber das ist nicht die Perspektive, über die wir reden sollten.

Von gelegentlich im Bundestag geäußerten Ideen, man könne dem Bund als Gegenleistung für den Verzicht auf die letzten hochschulpolitischen Kompetenzen im Zuge der geplanten Föderalismusreform mehr Rechte in der Kulturpolitik einräumen, hält Uwe Barth nichts. Er entgegnet solchen Gedanken mit dem Hinweis auf ein dunkles kulturpolitisches Kapitel der DDR-Geschichte:

Ich sehe da immer so den Geist von Margot Honecker wieder so am Horizont erscheinen, wenn da irgend jemand versucht, die Position, die Länder müssten in der Bildung stark sein, damit zu untermauern, dass man so ein Bundeskultusministerium heraufbeschwört, über das in Wahrheit ja gar niemand redet.

Gegen Studiengebühren wiederum hat Uwe Barth nichts einzuwenden - die Chancengleichheit im Bildungsbereich müsse bereits in Kindergärten und Grundschulen gewährleistet werden. Wer einen Hochschulabschluss mache, habe doch bereits seine Bildungschancen genutzt und könne dann auch das Geld für das Studium in der Regel noch aufbringen, glaubt der thüringische FDP-Chef:

Für ein Auto nimmt jeder bedenkenlos einen Kredit auf, auch von mehr als 10.000 Euro. Für eine Bildung, von der man ein Leben lang profitiert, denke ich, muss man auch bereit sein, das zu tun.

Mit seinem Plädoyer für Studiengebühren findet der ostdeutsche Bundestagsneuling Uwe Barth naturgemäß vor allem Widerspruch auf der Linken. Gerade die PDS-Abgeordneten verstehen sich ja ebenfalls als besondere Interessenvertreter der künftigen Studierenden aus Ostdeutschland. Das erklärt aber auch nicht vollständig die Seitenhiebe, die der FDP-Mann Barth im Gespräch mit Vorliebe gegen die Frauen der neuen Linkspartei austeilt:

Ansonsten ist es auch mit den Kollegen so, dass es im Ausschuss ein vernünftiges Zusammenarbeiten ist. Wir sind nicht einer Meinung, das müssen wir auch nicht sein, das ist glaube ich der Sinn der Übung, das dort unterschiedliche Meinungen vertreten werden, bei den Kolleginnen von der Linken fällt mir gelegentlich auf, dass sie gelegentlich ein bisschen 'straight forward' sage ich mal argumentieren, aber gut, das ist eben ihre Art, das ist so, die Zusammenarbeit ist in Ordnung.

15.06.2006 Pressestelle