Redemanuskript
Grabrede anlässlich der Trauerfeier für die Denkfabrik Thüringen
Percy Wesselly, FDP-Landesvorstand
5.9.2003, Erfurt

- Sperrfrist: Es gilt das gesprochene Wort -



Anrede,

Wir haben uns heute an diesem Ort versammelt, um in inniger Trauer der Denkfabrik Thüringen die letzte Ehre zu erweisen. Wir wissen alle, dass es die Imagekampagne während ihres kurzen Lebens nie leicht hatte. Von Anfang an behandelten die Eltern unsere liebe Denkfabrik ausgesprochen stiefmütterlich. Ihr fehlte es zwar nie an Geld, fünf Millionen gaben Mutter und Vater CDU der Kleinen mit, aber die Zuneigung, da haperte es gewaltig. So musste unsere Denkfabrik von Anfang an auf den eigenen Beinen stehen und die waren wacklig. Buchstabensuppe und Werbespot - mehr hatte sie nicht. Verkürzte Genehmigungsverfahren für Investoren? Unsere Denkfabrik konnte es nicht versprechen. Die Eltern hatten etwas dagegen. Sonderwirtschaftszone in Thüringen? Auch dies nicht. Erst jetzt, nach Deinem Tod wird sie kommen. Und Thüringen steht ohne Imagekampagne. Denkfabrik steht für Bildung und Wirtschaft. Über Buchstabensuppe und Werbespots hinaus reichte die Kampagne allerdings nicht. Wer Investoren zur nächsten Baubehörde schickt oder Genehmigungsverfahren nicht verkürzt, bleibt unattraktiv. Das ist Fakt.

Unsere liebe Denkfabrik hatte niemanden, der sie wirklich lieb hatte. Die Landtagsopposition spottete über sie, die Regierungsfraktion nahm sie lieblos zur Kenntnis. Das Wirtschaftsministerium war nur über einen Link auf der Homepage mit ihr verbunden. Ein wahrlich seidener Faden. Die Studenten mochten die Denkfabrik nicht, bekam sie doch 5 Millionen von Väterchen CDU während bei den Studenten knapp zwei Millionen gestrichen wurden. Ihre Geschwisterlein, LEG und Stift, ignorierten die Denkfabrik stets.

Es ist übrigens bezeichnend, dass wir, die FDP, heute das konsequent zu Ende führen, was die CDU begonnen hat. Sie hatte auf Nachfrage nebenbei mitgeteilt, dass die Imagekampagne Denkfabrik nicht fortgeführt wird. Wir als FDP sehen es auch mit dem Blick auf das Jahr 2004 als unsere Pflicht, nun das begonnene Werk der CDU, abzuschließen. Und so geben wir heute in würdiger Form Dir, liebe Denkfabrik, die letzte Ehre.

Allerdings liebe Denkfabrik, trägst Du auch ein wenig Selbstverantwortung für Deinen Untergang. Als Serviceleistung für Investoren hast Du auf Deiner Homepage ein persönliches Gespräch angeboten. Liebe Denkfabrik, jeder Tourist-Info hat ein persönliches Gespräch im Angebot. So konntest Du keine Investoren anlocken. Deine Homepage selbst war sehr dürftig. Zehn Sekunden braucht eine jede Seite im Ladevorgang. Das zeichnet nicht gerade ein Fortschrittsland aus. Hättest Du Dir doch ein Beispiel an den Seiten der Thüringer CDU genommen. Dort dauert der Ladevorgang nur halb so lange.

Liebe Denkfabrik, lange Abschiede sind schwer - deshalb sagen wir Dir heute nur kurz Adieu. Hoffentlich müssen Deine Nachfahren nicht das gleiche Schicksal erleiden. Wir als FDP werden darum kämpfen. Das versprechen wir Dir heute zum Abschied.

Da die Verfahrenswege für eine Erdbestattung unbegreifliche Wege führen, werden wir Dich nach altem Seemannsbrauch bestatten.

Auf Wiedersehen Denkfabrik