Die FDP-Fraktion im Thüringer Landtag sieht mit großen Bedenken der morgigen Sitzung des Bildungsausschusses entgegen. In der Sitzung soll die neue Thüringer Schulordnung den Abgeordneten vorgestellt werden, bevor sie in Kraft tritt. Kritisch zu sehen sei vor allem der darin vorgesehene Verzicht auf Versetzungsentscheidungen in den Klassenstufen 3, 5 und 7, an Gemeinschaftsschulen in allen Klassenstufen bis zur Klasse 7, so die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Franka Hitzing. "Mit dieser Regelung müssen Schüler auch dann versetzt werden, wenn sie mit sehr schlechten Leistungen das Lernziel nicht erreichen. Was das für die pädagogische Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer und den individuellen Lernerfolg der betroffenen Schüler bedeutet, kann sich jeder vorstellen", sagte Hitzing.
Zudem kritisierte sie erneut den extrem kurzen Zeitraum, der den Schulen bleibt, die neuen Regelungen in den Schulalltag einzupflegen und Schüler und Eltern darüber zu informieren. "Wenn morgen die Diskussion über die Schulordnung beendet wird, bevor sie überhaupt richtig möglich war, bleibt den Schulen für die Umsetzung praktisch eine einzige Woche vor den Sommerferien. Das ist ein unmöglicher Umgang mit den Betroffenen und mehr als eine Taktlosigkeit des Ministers", so Hitzing, die selbst Regelschullehrerin ist. Die Regierungskoalition habe dann ein mögliches Chaos zum Schuljahresbeginn zu verantworten.
Hitzing appellierte noch einmal an die verantwortlichen Bildungspolitiker in der Union. "Wenn sie es mit ihrer Kritik ernstmeinen, müssen sie den Erlass der Schulordnung verhindern und den Minister stoppen." Die FDP werde im Ausschuss noch einmal vorschlagen, dass Inkrafttreten der neuen Schuldordnung auf 2012 zu verschieben. Damit hätten alle Betroffenen genügend Zeit, ihre Argumente zur Schulreform vorzutragen. "Diese Chance wäre unwiderruflich vertan, wenn Minister Matschie seine Schuldordnung morgen durchboxt", zeigte sich Hitzing abschließend enttäuscht über das bisherige Verfahren.