Uwe Barth hat überlegt, ob er mal bei der neuen "Hotline" für den Thüringenbesuch des Oberhaupts der Katholischen Kirche anrufen sollte. Der FDP-Fraktionsvorsitzende fragt sich nämlich beim Studium des Alternativantrages von CDU und SPD, "ob die Regierungskoalition in Thüringen kein Interesse hat, den Papstbesuch für eine Wertedebatte unter Berücksichtigung der Ökumene zu nutzen". Ausgerechnet diesen Teil haben die beiden Regierungsparteien beim "Kopieren" des FDP-Antrages vergessen. Den Liberalen ist der aber besonders wichtig. "Wir wollen den Papstbesuch als Impuls für eine Wertediskussion nutzen", begründet Barth die Initiative. Der Fraktionschef bedauert es deshalb sehr, dass die Regierungsfraktionen nicht bereit sind, über den FDP-Antrag zu beschließen, sondern stattdessen in der nächsten Landtagssitzung einen alternativen Antrag zur Abstimmung stellen wollen. "Bei der Erhöhung der Grunderwerbsteuer war man schnell bereit, den Antrag der oppositionellen Linksfraktion zu übernehmen", so Barth. Mit der Ökumene tue man sich offenbar schwerer.
Barth erinnert daran, dass der Papst sein Besuchsprogramm in Erfurt gerade mit Blick auf das Gespräch mit der Evangelischen Kirche im Augustinerkloster verlängert habe. Die Liberalen sehen darin ermutigende Signale in Richtung einer verstärkten Ökumene. "Immerhin gehören der Landesregierung zwei evangelische Theologen in herausgehobenen Positionen an. Da sollte es eigentlich ein Interesse geben, diese Chance zu nutzen", wundert sich Barth. Immerhin habe die Regierungskoalition zumindest reagiert und wolle den von der FDP-Fraktion geforderten Bericht der Landesregierung über den Stand der Vorbereitungen des Papstbesuches, aber auch über die religiöse Gesamtsituation sowie den Zustand kirchlicher Bauten in Thüringen übernehmen.
Mitglieder der FDP-Landtagsfraktion, darunter der Fraktionsvorsitzende Uwe Barth, waren im vergangenen Jahr zu Gesprächen im Vatikan zu Gast und besuchten dabei auch Radio Vatikan. Zu den Kirchen im Freistaat Thüringen pflegt die FDP sehr gute Kontakte. Auf dem Landesparteitag am 9. April 2011 in Ilmenau hielten Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche Grußworte.