Unangenehm überrascht zeigt sich der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion im Thüringer Landtag, Dirk Bergner, über den Umgang des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kuktur mit den Häftlingsverbänden. Bergner, der bereits am 5. Januar vergangenen Jahres vor Ort das Gespräch zu den Hungerstreikenden gesucht hatte, sagt dazu: "Es gebietet die Achtung vor den Opfern, ihre Auffassungen zu respektieren und vor allem zu dem zu stehen, was das Ministerium vor einem Jahr mit viel Tamtam versprochen hat".
Der 46-jährige Liberale äußert Verständnis für den Protest des Häftlingsvereins Freiheit e.V. und der Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V. Bei aller Notwendigkeit der Erinnerung an die DDR in Gänze, scheine es "schwer vorstellbar", die besonderen Schrecken der Stasihaft auf ein Level mit der Erinnerung an den ohne Zweifel politisch indoktrinierten Alltag in der DDR oder gar an Fit und Ata zu stellen. "Das wird dem menschenverachtenden Umgang mit den Häftlingen der Stasi nicht gerecht", kritisiert der Liberale. Die Sorge, dass damit das Leiden der Betroffenen bagatellisiert und marginalisiert werde, findet Bergner "überaus nachvollziehbar."
Letztlich gehe es um dieselben Fragen, die bereits vor über einem Jahr zu dem Hungerstreik in der Erfurter Andreasstraße geführt haben. "Das ist kein Thema, bei dem man mit den Betroffenen Katz und Maus spielen darf", unterstreicht Bergner. "Wenn in Minister Matschies Haus ein fairer Umgang mit den Häftlingsvereinigungen nicht selbstverständlich ist, muss die Ministerpräsidentin das Thema endlich zur Chefsache machen", fordert der FDP-Politiker abschließend.