Augsten und Stange empört über Kemmerichs Verweis auf Kinderbetreuung
Von Gerlinde Sommer Erfurt. Geht es nach dem Vorsitzenden des Gleichstellungsausschusses im Landtag, dann darf es keine staatlich verordnete Quote für Frauen in Führungspositionen geben.
Zugleich begrüßte Thomas L.
Kemmerich (FDP), der auch Wirtschaftspolitiker ist, das Ziel, ,,auch ohne starre Quote Chancengerechtigkeit in den Betrieben zu erzielen". Kemmerich sagte auch: ,,Unterm Strich brauchen wir mehr bedarfsgerechte Kinderbetreuungsmöglichkeiten, dann können auch mehr Frauen die Führungsetagen erobern." Karola Stange, Frauenpolitikerin bei den Linken, regt sich auf: ,,Es ist eine Unverfrorenheit, wie sich ein Gleichstellungsausschussvorsitzender so äußern kann."
Sie frage sich, ob Kemmerich nicht wisse, wie die Situation in Thüringen sei mit Blick auf die Kinderbetreuung. An diesem Punkt jedenfalls scheitere die Quotenregelung im Freistaat sicherlich nicht.
,,Wir haben eine Betreuungsquote von 98 Prozent", so Stange. Beinahe unerträglich sei auch, dass sich in der aktuellen Debatte fast durchgängig Männer erklärten, eine solche Quote sei nicht gut für die Frauen. Stattdessen sollten sie sich für die nötigen Rahmenbedingungen einsetzen, damit Frauen in Führungspositionen kommen können. Für fatal hält Stange auch, dass manche meinen, wer Chef sei, müsse rund um die Uhr im Einsatz sein: ,,Wichtig ist es, effektiv zu arbeiten, klug sein und soziale Kompetenzen aufweisen", so Stange.
,,Es ist an der Zeit, von Appellen zu gesetzlichen Regelungen überzugehen. Nur mit einer gesetzlichen Quote wird sich die Anzahl von Frauen in den Aufsichtsräten erhöhen", betont Frank Augsten von den Grünen und wundert sich über Kemmerich. Der gleichstellungspolitische Sprecher verweist auf den Gesetzentwurf der Grünen, der ab 2015 eine Mindestquote von 30 Prozent und ab 2017 von 40 Prozent für börsennotierte Unternehmen und Unternehmen mit ArbeitnehmerInennmitbestimmung vorschreibt. ,,Selbstverständlich brauchen wir ebenso eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf", Augsten.
Kemmerich blende aber aus, dass sich Frauenförderung nicht in Familienförderung erschöpfe, sondern darüber hinaus gehe", so Augsten.