Jena/Erfurt, 18. Juni 2003. Tatsachenbericht vom Mittwoch, 18. Juni, morgens halb elf: Für Reisende, Geschäftsleute und LKW-Transporte im Termindruck geht nichts mehr auf der A 4 zwischen Jena-Lobeda und Schorba. Grund: Im Baustellenbereich wird Rasen gemäht. Eine gute dreiviertel Stunde benötigen die Fahrer nach Angaben regionaler Radiosender für die etwa acht Kilometer lange Strecke.
"Es wurde der beste Zeitpunkt zum Mähen genutzt. Noch besser könnte allerdings ein solcher Stau im Berufsverkehr platziert werden. Können solche Arbeiten nicht zu ruhigeren Zeiten erledigt werden?" fragt Frank Müller, beruflich zwischen Gera und Erfurt pendelnd, sich und die zuständige Autobahnmeisterei Legefeld. Dort ist man auch nicht zufrieden: "Für unsere Mitarbeiter ist das genauso unerträglich", schildert Meister Schmidt die Stimmung unter den Kollegen. Man habe nur Dienstpläne zu erfüllen, die woanders ausgearbeitet würden, so Schmidt: "Wenden Sie sich an die Politik!", gibt er eine abschließende Empfehlung.
Müller tat dies und wendete sich an seine eigene Partei, die FDP. Diese gratulierte den Verantwortlichen des Wirtschaftsministeriums und des untergeordneten Autobahnamts zu diesen Infrastrukturmaßnahmen. Die Grasmahd zur Hauptverkehrszeit stellt offensichtlich einen entscheidenden Ordnungsfaktor im Verkehrswesen des Freistaats dar. Dem Geschwindigkeitsrausch auf gut ausgebauten Fernstraßen kann somit ein Riegel vorgeschoben werden. Gleichzeitig erzielt man durch erhöhten Spritverbrauch letztendlich auch neue Einnahmen für den gebeutelten Bundeshaushalt. Das weitsichtige Konzept trägt zudem dazu bei, dass Arbeitnehmer und Selbständige nicht rechtzeitig an ihren Einsatzorten sein können. Die Produktivität der Wirtschaft lässt sich somit wirkungsvoll in Grenzen halten, heißt es bei der FDP. All diese Effekte würden bei Mäharbeiten in den Abendstunden verpuffen.