Den Aufruf der Bischöfin der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, Ilse Junkermann, die Opfer der Staatssicherheit der DDR sollten sich mit den damaligen Tätern zu versöhnen, kritisierte der FDP-Bundestagsabgeordnete Patrick Kurth heute. Der Aufruf sei missverständlich und schwierig, weil er von DDR-Opfern eine andere Handlungsweise fordere, als die bisherige. Dies impliziere ein falsches Verhalten der Opfer gegenüber den Tätern. Dies könne keinesfalls gemeint sein, so Kurth, der in der FDP-Bundestagsfraktion für die Aufarbeitung von DDR-Unrecht zuständig ist. "Es ist höchst problematisch, dass sich zahlreiche Täter der Stasi und der SED nicht bekannt haben oder im Verborgenen geblieben sind. In den letzten Jahren haben zudem zahlreiche Täter öffentlich und offensiv Geschichtsverdrehung betrieben und ihre Taten in ein gutes Licht gerückt. Das macht es vielen Opfern schwer, ihren Tätern zu vergeben. Ich habe dafür großes Verständnis", so Kurth.
Der FDP-Politiker erklärte darüber hinaus, dass sich viele Täter bewusst nicht bekannt hätten. "Ich kann nur jemanden vergeben, den ich auch kenne. Ohne Stasiaufarbeitung wäre kaum jemand enttarnt worden, die meisten sind bis heute unentdeckt." Darüber hinaus führten viele Regimetreue nach der Wende ein wirtschaftlich besseres Leben, was man von zahlreichen Opfern nicht behaupten könne. Zu diesem Aspekt habe sich die Landesbischöfin überhaupt nicht geäußert. Dies sei umso mehr bedauerlich, weil die SED alles daran setzte, die Kirchen und den Glauben aus der DDR-Gesellschaft zu verbannen. Dies sei mit Blick auf die Kirchenzugehörigkeit der Menschen in den neuen Ländern zum großen Teil nachhaltig gelungen, so Kurth. Abschließend forderte er die Landesbischöfin auf, den Vorbildcharakter der DDR-Opfer für Gesamtdeutschland hervorzuheben.