Beeindruckt zeigte sich der Attaché der dänischen Botschaft Poul Ottosen von der Leistungsfähigkeit und Vielfältigkeit der Thüringer Landwirtschaft. Auf Einladung der FDP-Landtagsfraktion besuchte er am Montag (28. Juni) zusammen mit der Landtagsvizepräsidentin Franka Hitzing, Landwirtschafts- und Tourismusbetriebe in Mittelthüringen. "Wir wollen zeigen, wie leistungsstark unsere heimische Landwirtschaft ist und über die Landesgrenzen hinweg für unsere Spitzenprodukte werben", betonte Franka Hitzing, die landwirtschaftspolitische Sprecherin der Fraktion, beim Auftaktgespräch in Bad Langensalza mit dem Chef der Firmengruppe Adib Dr. Klaus Kliem, der zugleich Präsident des Thüringer Bauernverbandes ist.
Die Adib gehört zu den am besten aufgestellten Firmen im Thüringer Landwirtschaftssektor und verfügt mit mehr als 4250 ha Ackerfläche, 500 Mitarbeitern und 60 Azubis verteilt auf verschiedene Tochterfirmen und Branchen über ein großes Potenzial. "Es gibt wenige Unternehmen in Thüringen, bei denen die Wertschöpfungskette so komplett ist", sagte Kliem, der die Landwirtschaft als wichtigsten Wirtschaftsbereich Thüringens ansieht. Sein Unternehmen pflegt auch bereits Kontakte nach Dänemark. Die Tochterfirma im Thüringer Wald testet gerade eine dänische Scheibenegge. In dem Gespräch wurden auch Themen wie die EU-Prämien, die Biogasproduktion oder die landwirtschaftliche Forschung angesprochen, die sowohl Dänemark als Thüringen betreffen.
Der zweite Programmpunkt der Landwirtschaftlichen Bereisung führte auf den Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich. Der Leiter des Nationalparks Manfred Grossmann erläuterte den Gästen die Entwicklung des Projektes von der Idee bis zur Umsetzung. Während es in Deutschland inzwischen vier solche Einrichtungen gibt, hat Dänemark keinen Baumkronenpfad. Der ehemalige Staatssekretär Ottosen kannte so etwas bislang nur aus Malaysia. Er versprach, sich gemeinsam mit der Landtagsvizepräsidentin Franka Hitzing für die Vergabe des Weltnaturerbetitels an die fünf deutschen Nationalsparks einzusetzen. Im Hainich soll der weltweit nur in Europa vorkommende Rotbuchenwald für alle Zukunft gesichert werden.
Dritte Station der Reise war die kleine Gemeinde Dachwig im Landkreis Gotha, die am Wochenende ihr 1150-jähriges Ortsjubiläum und das 8. Landestrachtenfest feierte. Im Dorfmuseum vermittelte ihnen der stellvertretende Bürgermeister Jens Panse mit den engagierten Mitgliedern des Heimat- und Museumsvereins einen Einblick in die Geschichte des Ortes und die Entwicklung der Landwirtschaft im Thüringer Becken. Franka Hitzing und der dänische Gast trugen sich gleich hinter Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, die den Ort am Samstag besucht hatte, in das Gästebuch ein.
Im Anschluss stand ein Besuch im Nachbarort Döllstädt bei der "Fahner Landbrennerei GmbH & Co. KG" auf dem Programm. Franka Hitzing hatte den Geschäftsführer Axel Brückner auf der Grünen Woche in Berlin kennengelernt und einen baldigen Besuch versprochen. Der dort hergestellte "Stevnsbear" (eine dänische Sauerkirschart) sei besser als das dänische Nationalgetränk "Gammle Dansk" lobte Ottosen. Bis es aber zur Herstellung und zum erfolgreichen Vertrieb kommt, bedürfe es eines sehr bürokratischen Verfahrens, erläuterte Brückner die Probleme seiner Verschlussbrennerei.
Die Ursprünge der Erfurter Familie Chrestensen liegen in Dänemark. Deshalb war ein Besuch des traditionsreichen Familienunternehmens N.L. Chrestensen Erfurter Samen- und Pflanzenzucht GmbH nahezu Pflicht für den Botschaftsattaché. Nils Lund Chrestensen freute sich sehr, dem Gast die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, aber auch die anfänglichen Probleme bei der Reprivatisierung des Unternehmens schildern zu können. Der Präsident der IHK Erfurt lobte die Initiative der FDP zur verstärkten Vermarktung der Thüringer Produkte aus dem Agrarbereich. Für exportorientierte Unternehmen seien Kontakte zu europäischen Agrardiplomaten besonders wichtig. Er bat die FDP-Landtagsfraktion um Unterstützung beim Erhalt der Pflanzenanbauflächen um Erfurt, die für den Ruf als Blumenstadt und international bekannter Standort der Samen- und Pflanzenzucht unbedingt erforderlich seien.
Einen gelungenen Abschluss fand die zweite landwirtschaftliche Bereisung mit dem Besuch der Landpension und dem Reiterhof der Familie Fiala in Hopfgarten. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft "Ferien auf dem Lande in Thüringen" e.V. Peter Fiala berichtete mit großer Begeisterung von der Arbeit mit den Kindern auf dem Hof. Den zahlreichen jungen Feriengästen, die gerade eine Woche Reiterurlaub auf dem Hof verbringen, war anzumerken, dass es ihnen auf dem Reiterhof der Fialas bestens gefällt. Das besondere Konzept der Familie, ausschließlich auf Reiterferien und Reitunterricht für Kinder zu setzen, hat sich bewährt. Vergleichbares kannte der Gast aus dem ansonsten sehr kinderfreundlichen Nachbarland Dänemark bislang nicht. Die 30 Ponys sind sowohl in der Ferienzeit als auch in der Zeit dazwischen ständig im Einsatz. Feste Reitgruppen haben sich etabliert. Das einwohnerstarke Einzugsgebiet zwischen Erfurt und Weimar sorgt für die gute Auslastung des Reiterhofes der Familie Fiala, der wie viele andere Bauern- oder Ferienhöfe in Thüringen von der Landesarbeitsgemeinschaft "Ferien auf dem Lande in Thüringen" e.V. vermarktet wird.
"Die Reihe landwirtschaftlicher Bereisungen mit europäischen Agrardiplomaten soll auf jeden Fall fortgesetzt werden, um den Fokus auf diese leistungsintensive Branche und eine Belebung des ländlichen Raums zu lenken", kündigte die landwirtschaftspolitische Sprecherin Franka Hitzing abschließend an.