Aachen/Erfurt. Als die Mauer fällt, kratzen der ehemalige DDR-Eisschnellläufer Frank Löffler und sein Freund, der Aachener Thomas L. Kemmerich, sofort die Kurve. Und geben Gas. Die angehenden Juristen «machen rüber», nur andersrum, direkt von ihrem Studienort Bonn nach Erfurt - Löfflers Heimatstadt. Sie mieten im Januar 1990 ein Ladenlokal, gründen eine Unternehmensberatung, um genossenschaftliche Betriebe für die komplexen Anforderungen der Marktwirtschaft umzuorganisieren.
«Wir haben ein Schild an die Wand geschraubt und konnten uns vor Aufträgen kaum retten. Dabei hatten wir bis dahin eigentlich nur Studentenfeten organisiert», erinnert sich Kemmerich. Vorträge vor angehenden Unternehmern in Erfurt ebnen Kontaktwege.
Weil ihm selbst noch das 2. Staatsexamen zum Volljuristen fehlt, engagiert er eine Handvoll Anwälte und Sekretärinnen. Das Geschäft brummt.
«Den Wahnsinn ab dem 10. November 1989, dem Tag nach dem Mauerfall, dort mittendrin erlebt zu haben - das bleibt einfach unvergesslich», sagt der fünffache Familienvater heute im Alter von 44 Jahren.
Mit 24 Jahren begann die steile Karriere des kaiserstädtischen Pius-Absolventen im Osten. Und die klingt zuweilen im besten Sinne haarsträubend - obwohl er sich zunächst für ein Fleischkombinat mit 17 Betrieben interessierte. Denn gegen Beratungsleistungen sicherten sich Löffler und Kemmerich Unternehmensanteile.
«So gewannen beide Seiten.» 1990 wurde Kemmerich Teilhaber und Geschäftsführer des ehemaligen Dienstleistungskombinates «Friseur & Kosmetik».
Seit 2000 ist der Aachener Vorstandsvorsitzender der Friseur Masson AG mit 52 Läden, 350 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von sieben Millionen Euro.
Er baute daneben deutschlandweit 38 «Starschnitt»-Friseur-Geschäfte in einem Lizenzsystem auf. Und neuerdings sitzt der FDP-Kreisverbandsvorsitzende Kemmerich als Abgeordneter im Thüringer Landtag.
Dabei bleibt er aus 450 Kilometern Entfernung glühender Verehrer der Alemannia, fiebert regelmäßig als CHIO-Fan in der Soers mit - und ist ohnehin familiär fest in Aachen verwurzelt. Seine Schwestern Claudia und Lydia leben noch im Westzipfel, sein Schwager Franz Plum ist Geschäftsführer der hiesigen CDU-Ratsfraktion.