PRESSE AKTUELL - TLZ, 10.07.09

Zylla: "Gescheitert an Bedenkenträgern in der Bauverwaltung" - Kiermeier: "Es gibt Regeln"

Ilversgehofen. (tlz/fk) "Erfurt bekommt eine Ruine mehr", sagt Investor Wolfram Zylla zynisch: Seine Baustelle in der Magdeburger Allee jedenfalls will er nur noch sichern und dann die ehemalige Lingel-Schuhfabrik dem schleichenden Verfall preisgeben. "Das ist offenbar Wunsch der Bauverwaltung", sagt der Investor verärgert, der das Grundstück gekauft hatte, um es zu sanieren und mit Einzelhandel wiederzubeleben. Nun werde er sich zurückziehen und nunmehr in Dresden sanieren: "Dort bin ich willkommen, dort gab es solche Probleme wie in Erfurt nie", übt Zylla heftige Kritik an der Erfurter Bauverwaltung.

Einen Teil des Gebäudes hat er bereits abgerissen - 200 000 Euro so "versenkt", die ihm als wohlhabendem Mann glücklicherweise nicht weiter weh täten. Schmerzlich aber beschreibt er, dass auch drei Bauarbeiter entlassen werden mussten, weil sich das Vorhaben für ihn erledigt habe. Gescheitert an Bedenkenträgern in der Bauverwaltung, wie er sagt. Als festgestellt wurde, dass die Festigkeit des Betons für die Tragfähigkeit des Gebäudes nicht ausreiche, habe er Alternativen vorgeschlagen für eine "unrentable Stützkonstruktion". In der Bauverwaltung hätte aber weder sein Vorschlag Zustimmung gefunden, das vorhandene Gebäude durch einen Flachbau für einen Tierfuttermarkt zu ersetzen, noch Platz für ein sogenanntes Entertainment-Center zu schaffen, geschweige denn, das Gelände für einen Parkplatz freizuräumen. Gefordert worden wäre stets ein mindestens zweieinhalbgeschossiger Bau, der bis an die Straße reicht. Geraten worden sei ihm auch zum Bau von Stadthäusern - doch weder für diese noch für Büroräume sieht Zylla in der Magdeburger Allee Bedarf.

Mangels Bebauungsplan müsse sich der Investor, der willkommen sei, mit der Kubatur und Masse seines Gebäudes an der Umgebung orientieren, sagte Bauamtsleiter Winfried Kiermeier gegenüber der TLZ. Und selbst wenn er ein B-Plan-Verfahren anstoßen würde, so sei kaum zu erwarten, dass der Stadtrat etwa einem flachen oder von der Straßenflucht zurückgesetzten Bau zustimmen werde, so Kiermeier. "Es gibt Regeln, an die sich auch dieser Investor halten muss", sagt er. Dazu gehöre, dass sich ein Neubau in die um Umgebung einfügen müsse. Kritik an der Bauverwaltung hagelt es von der Interessengemeinschaft Magdeburger Allee. Und die FDP im Stadtrat sieht im verprellten Investor "keinen Einzelfall". "In Erfurt werden Bauprojekte zu oft abgelehnt, die Begründungen erscheinen fadenscheinig und an den Haaren herbeigezogen", so Thomas Kemmerich (FDP).


10.07.2009 Thüringische Landeszeitungf