PRESSE AKTUELL - TLZ, 11.05.09

Eisenach/Berlin. (tlz) Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) trifft Vorkehrungen, falls der angeschlagene Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) in Kürze Insolvenz beantragen muss. Das hat der CSU-Politiker dem Nachrichtenmagazin Focus gesagt.

Erwogen wird ein Treuhandmodell. "Um die Opel-Anteile bei einer wahrscheinlichen GM-Insolvenz vor Gläubigern zu schützen", erklärte der Betriebsratschef von Opel in Eisenach, Harald Lieske, im TLZ-Gespräch. Diese Variante sei auch auf verschiedenen Aufsichtsratssitzungen, u.a. am Karfreitag, besprochen worden und gelte als gute Regelung für den Ernstfall.

Details über die Zukunft des Autobauers, der in Deutschland an seinen vier Standorten Eisenach, Rüsselsheim, Kaiserslautern und Bochum insgesamt 25 000 Menschen beschäftigt, bleiben indes aus. Es gebe nichts Neues, so Lieske. Er erhofft sich von einem internen Gespräch morgen in Berlin neue Erkenntnisse. Dort kommen ausschließlich die Betriebsräte mit Vertretern des Bürgschaftsausschusses zusammen zu einer internen Beratung. Diese sei allerdings ohne genaue Inhalte angesetzt worden, so Lieske. Er ist sich sicher, dass im Falle einer GM-Insolvenz, Opel selbst nicht in diesen Abwärtsstrudel gezogen werde. Daran habe der Mutterkonzern überhaupt kein Interesse.

"Eine GM-Insolvenz kommt für niemanden mehr überraschend", sagt der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP, Thomas L. Kemmerich. Seiner Meinung nach müssen die Unternehmen alle weiterdenken.

Am Beispiel Opel verdeutlicht er das. Man könne nicht davon ausgehen, dass alle Mitarbeiter ihre Jobs in den Bereichen behalten werden, so Kemmerich. Deshalb drängt er darauf, dass Angestellte vor allem in den Sparten qualifiziert werden, in denen es freie Stellen gibt. "Mitten in der Krise hat Thüringen 12 000 offene Stellen vermeldet", so Kemmerich im TLZ-Gespräch. Vor allem die Solarindustrie boome weiter.

Der Erfurter FDP-Politiker stellt sich als Lösung zwei Varianten vor. Entweder, die Betriebe stellen sich breiter auf und qualifizieren so ihre Angestellten oder die Bundesagentur für Arbeit holt die Arbeitnehmer direkt aus den Werken heraus im Rahmen der Kurzarbeit.

Anpassung auch in Thüringen nötig

"Dann kommen sie gut ausgebildet aus der Krise und eine Kündigung wirkt sich nicht so dramatisch aus", so Kemmerich.

Denn auch für die Automobilindustrie in Thüringen sieht er einen zwangsläufig nötigen Anpassungsprozess. "Überproduktion gibt es auf der ganzen Welt, wie sich dieser Abbau allerdings auf Thüringen auswirkt muss abgewartet werden", erklärt er. Nur dürfe nicht erst dann gehandelt werden, wenn die Auswirkungen schon spürbar sind. Dann könnte es bereits zu spät sein. Denn auf Thüringen sieht Kemmerich unweigerlich einen Jobabbau in der Automobilindustrie zukommen, in allen Bereichen.


11.05.2009 Thüringische Landeszeitung - von Fabian Klaus und ddp