Zweite Runde der Reihe "Thüringen wählt" befasste sich mit Demographie und Infrastruktur
Thüringen verliert täglich bis zu 60 Einwohner. Vor diesem Hintergrund sollten die Chancen moderner Infrastruktur besser genutzt werden. Das war das Thema der gestrigen zweiten Runde der Veranstaltungsreihe "Thüringen wählt" - initiiert von IHK Erfurt und Thüringer Allgemeine.
Von Dietmar Grosser
ERFURT. Eine Frage stand im voll besetzten Raum: Wie reagiert Thüringen mit seiner Städteplanung, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und all den anderen Instrumentarien auf die wachsenden demografischen Probleme des Landes. In der vom Chefredakteur der Thüringer Allgemeine, Sergej Lochthofen, moderierten Runde standen Themen wie Löhne, Bildung und Altersstruktur weit vorn.
Der Thüringer Minister für Bau, Landesentwicklung und Medien Gerold Wucherpfennig (CDU) sieht natürlich das Land bei Autobahnen, Straßen, Bussen und Bahnen gut aufgestellt. Immerhin habe man allein in den vergangen Jahren sieben Milliarden in die Autobahnen gesteckt. "Bald haben wir 520 Kilometer modernster Autobahn. Der IC von Berlin über Erfurt nach München wird endgültig 2017 fertig", warf der Minister ein. Im Übrigen habe die Besiedlungsdichte nicht immer mit Wachstum und Wahlstand zu tun. Der Ministerpräsidentskandidat der Linken, Bodo Ramelow, forderte ein neues Leitbild für Thüringen. "Die Frage steht, wollen wir uns kleinteilig präsentieren oder Ressourcen effizient nutzen."
So erforderten die 148 Abwasserzweckverbände, die an Kleinstaaterei denken lassen, ein Umdenken. Ramelow: "Zuerst eine Verwaltungsreform, dann werden die Kosten für die Bürger auch geringer."
Sabine Doth, Fachsprecherin für Infrastruktur der SPD, kritisierte, dass die Landesregierung die demografischen Probleme noch nicht ausreichend zur Kenntnis nehme. Gute Ansätze im Stadt-Rückbau müssten vorangetrieben werden. Im Übrigen solle sich die Landesregierung beim Thema Opel und Staatsbeteiligung von ideologischen Scheuklappen trennen.
Thomas Kemmerich, der wirtschaftspolitische Sprecher der Thüringer FDP, sieht in der Demografie das eigentliche Thema. Abwanderung sei nicht Ursache, sondern Wirkung. Als Alternative sieht er das Modell Jena, wo Unternehmergeist und Innovation tausende Steller erhalten hätten.
Carsten Meier von Bündnis 90/Grüne räumte ein, dass "Thüringen leerer und älterer wird". Auswege sieht er in attraktiveren Innenstätten, einem effizienteren Bildungssystem sowie regional verwurzelten Firmen.