von Michael Keller
Drei Parteien versuchten sich gestern in Erfurter Lokalitäten in der Kunst der politischen Rhetorik
Politischer Aschermittwoch. Gelegenheit für die Parteien, verbal auszukeilen und dem politischen Widersacher eins überzuziehen, um beim Wahlvolk zu punkten.
ERFURT. Die SPD hat den "Andreaskavalier" auserkoren. Brechend voll, wer zu spät kommt, muss stehen. Es gibt eine Gratisgetränk und etwas zu Essen. Im rustikalen Ambiente lobt Carsten Schneider, Erfurts Sozi im Bundestag, vor ca. 80 Gästen die Abwrackprämie und den Bundeshaushalt, erklärt die Mechanismen der Wirtschaft- und Finanzkrise, schimpft ein wenig auf die Landesregierung, die beim Konjunkturpaket zu viel Zeit vertrödelt und stellt fest, man brauche einen starken Staat, der Regeln vorgibt.
Genau das will die FDP unbedingt verhindern, die gestärkt mit neuem Selbstvertrauen, im Braugold-Sudhaus verbal richtig die Keule schwingt. Uwe Barth, Landeschef und Mann in Berlin und Cornelia Pieper vom Bundesvorstand, bringen ihre Farben in Stellung, erst recht, weil ein TV-Team mit der Kamera da ist. Man müsse vermeiden, dass der Staat immer mehr zum Mitspieler werde, meint Barth. Weniger Steuern, mehr Mittelstand - bekannte Positionen, die in den letzten Jahren etwas verhallten. Nun sind die Liberalen im Aufwind und Pieper lässt ihre Jünger, gut 100, darunter viele junge, sind gekommen, wissen: in Thüringen sei 2009 alles möglich.
Eher ruhig die Atmosphäre im "Schnitzelheinz". CDU-Frau Antje Tillmann erklärt den etwa 40 Gästen, wie es zu dem Desaster auf den Finanzmärkten kommen konnte. Verbalschelte für den politischen Gegner? Fehlanzeige. Es geht sachlich zu, sie lobt die Bundesregierung, natürlich nur deren schwarzen Teil, und befürchtet, dass der Abschwung vielleicht die Wahlen verhageln könnte. Aber 2010 könne man wieder über Aufschwung reden, sagt sie bevor es ans Heringsessen geht.