ERFURT. In 1160 zusätzlichen Lehrerstellen, die sich durch den gerichtlich abgesegneten Wechseln von achtzig Prozent der verbeamteten Unterrichtskräfte für das kommende Schuljahr ergeben, sieht die Erfurter FDP vorrangig eine einmalige Chance, Versäumnisse im Schulsektor Thüringen aufzuarbeiten.
"Das alles darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass immer noch ein Lehrermangel an Berufsbildenden Schulen besteht" ergänzt Thomas L. Kemmerich als Kreisvorsitzender der Liberalen. Nicht ohne Grund lässt es Kultusminister Bernward Müller zu, Honorarverträge für geeignete Bewerber im Rahmen zugewiesener Mittel, zu ermöglichen. Zudem sind die Überhänge an Lehrern in den verschiedenen Schulformen sehr unterschiedlich. Bis September werden Lehrer versetzt, wo sie gebraucht werden. Ob sich Realschul- und Gymnasiallehrer nun gern und freiwillig Erstklässlern annehmen, steht auf einem anderen Papier. Neueinstellungen bei den Grundschullehrern sind damit aber erst einmal vom Tisch.
"Sauer und enttäuscht bleiben die Lehrer, die nach dem bisherigen Floating-Modell vornehmlich in Grundschulen eingestellt sind. Sie können ihre Stundenzahl nicht hoch stufen lassen", weiß Kemmerich aus der Praxis. "Hier sind wir gefordert, Nachbesserungen anzuregen", so der Erfurter Liberale weiter. "Damit wären die Versetzungen nicht zu eklatant und wir müssten nicht über eine Art Vorratshaltung bei Lehrern nachdenken." Die zusätzlichen Lehrerstunden, die laut Müller vor allem dazu genutzt werden sollen Ausfallstunden zu reduzieren und die Förderung hochbegabter Schüler zu intensivieren, kosten den Freistaat zu viel, als das über einhundert zusätzliche Einstellungen pro Schuljahr spekuliert werden kann. Für die Erfurter FDP steht fest: Jeder Cent muss in die Lehreraus- und Fortbildung investiert werden. Zwei Fakten belegen das zu gut: Nur etwa siebzehn Prozent aller Lehrer sind bis zu ihrer Pensionierung im Beruf, zudem führt eine besorgniserregende Unterbesetzung bei den Lehrern der Fächer Spanisch, Latein, Religion und Informatik zu Ausfällen im Lehrplan. Trotz genügend anderer Kollegen.
Bis Dezember 2008 sollen sie anlaufen, die Maßnahmenpakete, die Kultusminister Bernward Müller heute präsentierte: "Eigenverantwortliche Schule", "Vorrang des Gemeinsamen Unterrichts", "Weiterentwicklung der Grund- und Regelschulen sowie der Gymnasien", "Thüringer Bildungsplan für Kinder bis zehn Jahren", "Individuelle Abschlussphase", "Absenkung der Quote von Schülern ohne Abschluss",... Wenn alles auch so realisiert wird, wie es durch wissenschaftliche Beratung und Blick auf die Schulen konzipiert wurde, brauchen wir die nächsten PISA- und IGLU-Studien nicht mehr fürchten. "Bis dahin schauen wir genau hin, was aus den Plänen geworden ist", meint dazu Kemmerich. Denn Bildung und Ausbildung stehen für die Liberalen als Grundvoraussetzung für Freiheit und Eigenverantwortung. Sich selbst und anderen gegenüber!
Thomas L. Kemmerich