Erfurt/Weimar. (tlz/mar) Thomas Kemmerich weiß, wovon er redet. Wenn sich bei dem Chef der Friseur-Kette "Masson" Praktikanten melden, dann kommen sie häufig nur, weil sie eben etwas Berufserfahrung schnuppern sollen, auf Anweisung sozusagen. Aber es gibt unter denen, die kommen, auch welche, die von dem Beruf begeistert sind und sich für eine Praktikumszeit beispielsweise in den Sommerferien bewerben. "Hier muss einfach etwas geschehen", zieht Kemmerich nach Gesprächen mit vielen Unternehmer-Kollegen ein Fazit. "Die Bereitschaft der Unternehmen zur Ausbildung ist groß", sagt der Landeschef des Liberalen Mittelstandes.Und deshalb startet der FDP-Kreisverband Erfurt gemeinsam mit der Hamburger FDP auf dem bevorstehenden Bundesparteitag der Liberalen Ende Mai eine entsprechende Initiative. Ziel ist es, eine engere Zusammenarbeit der Schulen mit mittelständischen Vereinigungen wie beispielsweise den Industrie- und Handelskammern zu erreichen. "Die Frage nach dem Berufswunsch beantworten Jugendliche heute immer später", sagt Kemmerich. Meist entscheiden sie sich erst kurz vor oder nach dem Ende der Schulzeit, welchen beruflichen Weg sie einschlagen wollen. Eine frühzeitige Aufklärung über die richtige Berufswahl ist seiner Einschätzung nach unbedingt notwendig.
Große Unkenntnis über berufliche Anforderungen stellt Kemmerich aber auch bei Abiturienten fest. Studienfächer würden häufig gewählt, ohne dass konkrete Vorstellungen über die späteren Arbeitsfelder vorhanden seien. Die im internationalen Vergleich hohe Zahl von Studienabbrechern lasse vermuten, dass oft die Kenntnisse über die Anforderungen während des Studiums ebenso fehlten wie über die spätere Berufspraxis. Bestärkt fühlen sich die Liberalen durch Studien der Arbeitgeberverbände, die ebenfalls mangelnde Berufskenntnisse kritisieren. "Praktika müssen eben länger als eine Woche dauern", so Kemmerich.