Was des einen Sommerfest, ist des anderen Sommerbrunch. Erfurts FDP-Kreischef Thomas Kemmerich versuchte es am Samstag mal mit einer Neuerung.
ALTSTADT. Blau-gelbe Schirme am "Faustus" auf dem Wenigemarkt, der städtischen Biergartenordnung zum Trotz. "Wird schon wieder gewählt?", fragt ein Passant irritiert. Die nächste Wahl ist noch in weiter Ferne, aber bis 2009 muss der neue Mann am FDP-Ruder sein Erfurter Sprengel auf Linie gebracht haben. Wie schwer das ist, zeigte ihm die Wahlveranstaltung Ende Mai. Die alten Fehden traten dabei offen zu Tage. Seither versucht der Neue, Ruhe in die eigenen Reihen zu bringen. Denn Schwelbrände gibt es immer noch, auch wenn Kemmerich "mit den Heckenschützen Tacheles geredet" hat, wie er sagt. Bis zum Jahresende hat sich der 42-jährige Jurist und vierfache Vater, der aus Aachen kam und in Weimar wohnt, dafür Zeit gegeben. Kein leichtes Unterfangen. Denn manch einen der hiesigen Liberalen holt seine Vergangenheit noch nach Jahren ein. So las beim öffentlichkeitswirksamen Brunch eine ältere Dame mit urhessischem Dialekt Heinrich Arens lautstark die Leviten für dessen aus ihrer Sicht unverzeihlichen Fauxpas, als er 1999 als damaliger FDP-Landesvorsitzender zur Landtagswahl empfahl, doch das Kreuz bei der CDU zu machen. "Da wollte ich schon austreten", wettert die Dame.
Eintritte und Austritte halten sich bei Erfurts Liberalen derzeit die Waage. Kemmerich spricht von einer bei 180 stagnierenden Mitgliederzahl. Der neue FDP-Kreischef setzt daher auch verstärkt auf die Jugend. Denn der dürfte der alte innerparteiliche Zoff ziemlich egal sein. Schließlich will man 2009 bei den Wahlen endlich wieder einmal richtig mitmischen. Derzeit wird daher für Erfurt eine neue Programmatik erarbeitet. "Mit mehr Lokalkolorit", sagt Kemmerich. Der Hirschgarten fehlt darin ebenso wenig, wie das Güterverkehrszentrum oder die Behäbigkeit der Verwaltung. Der sei es nämlich egal, wer unter ihr Oberbürgermeister sei, bemüht der Liberale einen alten Kalauer. Doch die jüngste Biergartenverordnung ist ihm ebenso ein Dorn im Auge, wie der verhinderte Stadtstrand im Brühl. Mit dem knüpfe man nahtlos an schlechte Traditionen des Vorjahres an, als man in der Stadtverwaltung die Übertragung der Spiele der Fußball-WM auf öffentlichen Plätzen zu verhindern wusste.