Weimar. (tlz/sb) Authentizität ist es, womit in der digitalisierten Welt noch Lust auf etwas erzeugt werden kann, das über die virtuelle Information hinausgeht. Und wenn es einen Ort gibt, der nach 300 Jahren noch immer präzise lokalisierbar ist als authentischer Platz, an dem eines der größten Genies der Musikgeschichte wohnte, dann liegt er in Weimar. Myriam Eichberger träumt davon, an dieser Stelle, östlich vom Hotel Elephant, eine Bach-Gedenkstätte entstehen zu lassen.
Damit ist die Professorin am Institut für Alte Musik an der Liszt-Hochschule nicht die einzige - allein schon, weil sie als künstlerische Leiterin des Vereins "Bach in Weimar" von vielen Mitstreitern aus aller Welt unterstützt wird und weil sich deren Unterstützung nicht in guten Ratschlägen erschöpft, sondern dem jungen Verein bereits zu Geldspenden in fünfstelliger Höhe verholfen hat.
Der Bach-Verein treibt die Errichtung eines neuen Bach-Hauses auf den bis heute erhaltenen Grundmauern des ehemaligen Wohnhauses der Familie Bach am Markt mit voller Kraft voran. Vor allem lässt der Verein den 300. Jahrestag der Ankunft des Hoforganisten in Weimar nicht ungenutzt - zumal bereits die ersten Anfragen japanischer Reiseveranstalter genau das antizipieren, was der Verein gerade erst vorbereitet: ein Internationales Festival zu Ehren des Meisters am Jahrestag im nächsten Sommer. Das Fest begreift sich als Wegmarke hin zur Gedenkstätte. Die Zeit, da Bach am Weimarer Hof angestellt war, darf aus zwei Gründen als seine fruchtbarste betrachtet werden. Hier schrieb er nicht nur drei Viertel seines gesamten Orgelwerks, in Weimar brachte seine Frau auch jene beiden Söhne zur Welt, die als die berühmtesten Bach-Sprosse ebenfalls in die Musikgeschichte eingehen sollten: Carl Philipp Emanuel und Wilhelm Friedemann. Genaugenommen ist Weimar also eine Drei-Bäche-Stadt. Um das künftig biennal stattfindende Festival erstmals feiern zu können (11. bis 13. Juli 2008), braucht der Verein - wenngleich das Programm schon Konturen angenommen hat - noch jede Menge Unterstützer.
Bach, davon ist Professor Eichberger überzeugt, wird auch dann noch ziehen, wenn Neugier und Interesse an der deutschen Klassik weltweit befriedigt sind. Mit seiner ganzen Kraft putzt der Verein Klinken. Am letzten Samstag etwa beim Liberalen Mittelstand, der sich in der Villa Haar für das Vorhaben, "Bach in Weimar" als Gedenkstätte zu profilieren, interessierte.