Die Entwicklung unserer Region muss nachhaltig und zukunftssicher ausgestaltet werden.
Bis zum Jahr 2035 wird die Anzahl an älteren, vor allem pflegebedürftigen Mitbürgern steigen. Zeitgleich müssen wir den demografisch bedingten Verlust von 10.000 Arbeitnehmern in unserem Landkreis kompensieren.
Das statistische Landesamt in Erfurt berechnete bereits 2015 die Notwendigkeit von 25.000 neu auszubildenden Pflegekräften bei einer prognostizierten Anzahl von 120.000 Pflegebedürftigen im gesamten Bundesland.
Das wird in den kommenden Jahren Auswirkungen auf beruflich Pflegende unseres Landkreises haben. Zukünftig müssen mehr Familien ihre alternden, pflegebedürftigen Familienmitglieder in häuslicher Umgebung betreuen.
Diese Familien werden dabei hohe finanzielle Mehrbelastungen zu schultern haben, denn ein Teil des Familieneinkommens wird durch die Übernahme der Pflege wegfallen.
Beruflich Pflegende wird man nur noch dort finden, wo die Rahmenbedingungen für die Ausübung des Berufes einer Pflegekraft stimmen.
Nur eine geringe Anzahl an Auszubildenden wird zukünftig mit der Ausübung dieses Berufes über einen längeren Zeitraum beschäftigt sein. Zu groß und verlockend sind schon jetzt die zahlreichen Angebote an Ausbildungs- und Übernahmemöglichkeiten für junge Menschen unserer Region. Warum sollten Auszubildende auf ein Wochenende oder die Feiertage mit Freunden oder Familienmitglieder verzichten?
Schon seit Jahren wird von Pflegenotstand und Fachkräftemangel geredet, nur zukunftsorientierte Lösungen gibt es keine. Immerhin wurden ein paar Gesetze zur Stärkung der Pflege erlassen, die bei genauer Betrachtung jedoch nur beweisen, wie weit man von der alltäglichen Realität des Lebens entfernt ist. Vor allem zeigt es, wie wenig man von den Bedürfnissen der Menschen im eigenen Land versteht. Es reicht nicht aus, wenn Pflegestufen in Pflegegrade umbenannt werden. Hier müssen bedarfsgerechte, steuerfinanzierte Lösungen angeboten werden. Lösungen, die eine Betreuung von Angehörigen in häuslicher Umgebung erst möglich machen. Um pflegende Familien zu entlasten, müssen wir mehr Menschen in die Pflege bringen. Dazu sollten wir bei der Jugend beginnen.
Junges Wohnen muss weiter ausgestaltet werden. Wir müssen uns für junge Menschen einsetzen, indem wir Ihnen Mietgutscheine anbieten, die an schulische Leistungen gekoppelt sind.
Junge Auszubildende, vor allem im Bereich der Pflege, brauchen bereits ab dem 1. Ausbildungsjahr, bei Vorliegen eines besonderen Leistungsdurchschnittes, die vertragliche Sicherheit eines unbefristeten Vollzeitarbeitsvertrages. Gleichzeitig müssen wir sie durch Bonuszahlungen bei entsprechenden Leistungsnachweisen am Ende eines jeden Ausbildungsjahres belohnen. So kann man bereits früh junge Menschen an sein Unternehmen binden.
Junge Auszubildende bzw. Berufsanfänger in der Pflege werden bereits jetzt während der Ausbildung oder kurz nach Ende der Schulzeit abgeworben. In Ballungszentren, in denen mit hochkarätigen Freizeitangeboten bzw. übertariflicher Bezahlung gelockt wird, zahlt man bereits heute hohe Kopfprämien für Pflegende. Junge und ungebundene Menschen werden sich eher für diese Angebote interessieren. Wollen wir zukünftig junge Pflegende in unserer Region halten, müssen wir ihnen entsprechende Tarife anbieten.
Jungen Familien unserer Region, vor allem die der Pflegenden, sollte durch ihre Unternehmen vergünstigtes Wohnen in Betriebswohnungen angeboten bekommen. So könnten der städtische Wohnungsbau bzw. private Investoren entsprechende Wohnkonzepte schaffen. Vor allem Pflege- und Gesundheitsdienstleister sollen damit Gelegenheit erhalten, in ihr wertvollstes Kapital, ihre Angestellten, zu investieren. Damit sichern sie die Zukunft ihrer Unternehmen. Konzepte, die auf Erkenntnisse aus dem Bereich des integrativen Wohnens von jungen und älteren Menschen basieren, müssen dabei Vorrang vor Hotelneubauten haben. Zukunftssicheres Bauen bedeutet aber auch, keine Gebäude zu errichten, in denen Pflegebedürftige abgestellt, verwaltet und vergessen werden. Es bedeutet vielmehr, Lebensdomizile zu schaffen. Wohnbereiche, die wir auch nach Jahren, wenn die Zahl der Pflegbedürftigen wieder abnimmt, problemlos für allgemeine Wohnzwecke nachnutzen können! Gleichzeitig sehen wir die Hochschule in Nordhausen in der Pflicht, ihren Beitrag zur Sicherung der Zukunft der Pflege zu leisten. Hier bieten sich international bewährte Konzepte an.
Wir können uns nur in den entsprechenden Gremien für die Zukunft der Pflege stark machen, wenn wir die entsprechende Fraktionsstärke erreichen.
Lassen sie uns darum am 26.5.2019 gemeinsam reagieren, bevor unser Landkreis bzw. unsere Kreisstadt zum Pflegfall wird!
Andreas Banse (parteilos)
Manuel Thume (FDP)