Am 22.8.2018 trafen sich Vertreter des FDP-Landesfachausschusses für Gesundheit, Soziales und Familie (LFA) zu einem Gespräch mit Thüringer Vertretern des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ). Unter Leitung des LFA-Vorsitzenden Andreas Brückner und des FVDZ-Vorsitzenden Dr. Wuchold wurde das "Genossenschaftsmodell der Zahnärzte" intensiv diskutiert.
Das Genossenschaftsmodell, so Dr. Wuchold, ist eine Initiative des Freien Verbandes und beinhaltet den freiwilligen Zusammenschluss mehrerer selbstständiger Praxen zu einem großen Praxisverbund. Diese "Genossenschaftspraxen" müssen sich nicht zusammen in einem Gebäude befinden, sondern können sich auch in der Fläche zu einer Gemeinschaft zusammenfinden. Der Vorteil dieses Zusammenschlusses von Praxen liegt darin, dass die bürokratischen Abläufe und QM-Maßnahmen gebündelt und vereinheitlicht, die Nutzung von Großgeräten koordiniert, sowie Unterstützung bei Personalengpässen möglich werden können. Ein solcher Praxisverbund ermöglicht eine verbesserte Organisation, schafft freie Kapazitäten für die Behandler und führt am Ende zu einer besseren Patientenbetreuung. Die Selbstständigkeit der Praxisinhaber ist davon nicht beeinträchtigt, aber die Möglichkeiten zur Praxisübernahme oder Praxisabgabe werden innerhalb der Genossenschaft deutlich verbessert und vereinfacht.
Laut Erhebungen weiß man, dass in den nächsten Jahren ca. ein Drittel der Zahnärzte in Thüringen altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden werden, die Situation insbesondere im ländlichen Bereich wird sich dadurch verschärfen. Dem steht in den größeren Städten eine Konzentration von Ärzten und Zahnärzten gegenüber.
Ein derartiges Genossenschaftsmodell könnte ebenfalls ein Ansatz zur Lösung der Probleme bei der Versorgung im ländlichen Raum sein. Insbesondere an Lösungsansätzen bezüglich des Rückganges von Praxen auf dem Lande zeigen die Thüringer Liberalen großes Interesse. Praxen, die im ländlichen Raum in der Regel altersbedingt geschlossen und mangels Nachfolge nicht nachbesetzt werden, könnten in einer Genossenschaft gemeinschaftlich weiter betrieben werden. Der allgemeine Trend Richtung urbaner Bereiche ist hinlänglich bekannt und trifft somit auch auf die Niederlassung der Ärzte und Zahnärzte zu. Einer der Hauptgründe dafür ist natürlich die wesentlich bessere Infrastruktur in den Städten. Deshalb kann auch ein Genossenschaftsmodell der Zahnärzte nur ein Beitrag zur Verbesserung der zukünftigen Versorgung der Patienten sein.
Es ist unabdingbar erforderlich, so Andreas Brückner, dass die Infrastruktur im ländlichen Raum mehr gefördert werden muss, nicht nur in Bezug auf die Verbesserung der ärztlichen Versorgungsstrukturen. Bund und Länder sind in der Pflicht. Die derzeitige Landesregierung in Thüringen arbeitet - nicht nur in diesen Belangen - ineffizient.
Die Vertreter der Freien Demokraten und des FVDZ sind sich einig, dass es weiterer Anreize bedarf, damit das Interesse junger Mediziner und Medizinerinnen sich auf dem Lande niederzulassen steigt. Neue Lösungswege dafür müssen weiter erarbeitet, diskutiert und gemeinsam in den Landtag eingebracht werden.
In diesem Sinne wird ein kontinuierlicher Dialog zwischen FDP und FVDZ vereinbart.
Am 30.8.2018 wurde in der Sitzung des Landesfachausschusses die genannte Thematik nochmals diskutiert und analysiert, die Ausschussmitglieder werteten dieses Projekt ebenfalls äusserst positiv.