Kita-Tarifstreit
FDP-Landesvize Dr. Thomas Nitzsche
FDP-Landesvize Dr. Thomas Nitzsche

Der Schlichtervorschlag im Kitastreit war ein großer Kompromisserfolg. Er erkennt den Wert der Arbeit von Pädagogen an, aber auch die Not der klammen Kommunen. Er zeigt Mut und Weitsicht, indem er eine nach Berufsgruppen differenzierte Lösung empfiehlt. Das ver.di-Nein dazu ist bedauerlich. Die erneute Auszeit bietet aber auch die große Chance, jetzt gemeinsam noch einen systematischen Schritt früher anzusetzen. Schauen wir kurz auf beide Seiten:

Die Gewerkschaft will eine Aufwertung des Erzieherberufes, richtig so! Dann aber springt sie mit bloßem Draufsatteln (mehr Geld!) viel zu kurz. Wirkliche Aufwertung muss etwas anderes wollen: die Höhergruppierung der Erzieher von S6 nach S8! Fachlich liegt mit dem Thüringer Bildungsplan die Begründung auf der Hand. Finanziell lägen die Auswirkungen für die Erzieher nur wenig unter, für die Arbeitgeber nur wenig über den geforderten 10%. Für die Qualifikation und Wertschätzung des Berufsbilds aber wäre das ein echter Quantensprung.

Die Arbeitgeber können allerdings 10% sofort nicht stemmen, das ist klar geworden. Daher wäre auch die S8 sofort nicht zu verkraften. Aber die Arbeitgeber haben dem Tarifaufwuchs zugestimmt, den die Schlichter vorschlagen, wenn auch um den Preis einer dann sehr langen Laufzeit (5 Jahre).

Warum einigt man sich also nicht so: Höhergruppierung sofort, aber mit einem zunächst deutlich dämpfenden Koeffizienten, der dann in den nächsten Jahren schrittweise heruntergefahren wird. Auch mit dieser Lösung wird frühkindliche Bildung mehr kosten als bislang. Aber das muss sie uns auch wert sein. Denn wagen wir kurz den Blick aufs große Ganze:

Für uns Deutsche ist Bildung DER Rohstoff überhaupt. Unser Bildungsniveau entscheidet langfristig wie kein anderer Faktor über den Erfolg unserer Volkswirtschaft, denn in der globalisierten Welt steht nicht mehr Bayern im Wettbewerb mit Bremen, sondern Deutschland konkurriert mit den USA oder China. Der Grundstein für die exzellenten Absolventen, die wir in diesem Wettbewerb morgen brauchen, muss schon heute gelegt werden: in den Kitas. Deren Qualität wird für unsere Gesellschaft zur Gretchenfrage, und damit auch ihre Finanzierung.

Dass Länder und Kommunen da an ihre Grenzen stoßen, ist bekannt. Wenn wir die Mehrkosten von weltbester Bildung schultern wollen, ohne sie auf die Eltern abzuwälzen, muss es dem Bund erlaubt sein, die Kita-Finanzierung direkt zu unterstützen. Die dazu nötige Änderung des Grundgesetzes ist ein großes Rad, aber wir müssen es drehen.

Und noch eine Entscheidung müssen wir treffen: Was ist uns wichtiger, der Quantensprung in der Kita oder deren Kostenfreiheit? Beides zusammen wird es nicht geben können.