Festakt
LDP-Wahlplakat 1948
LDP-Wahlplakat 1948

Mit einer Gedenkveranstaltung wird die Friedrich-Naumann-Stiftung am Samstag in Weimar an die Gründung der liberalen Partei in Thüringen erinnern. Bereits im März überreichte der FDP-Landesparteitag den ältesten Mitgliedern der FDP Thüringen als erster politischer Verband Ehrenurkunden zur 60-jährigen Mitgliedschaft. Auch am kommenden Samstag werden zahlreiche "Liberale der ersten Stunde" erwartet. Erinnert wird an die Reorganisation der Thüringer Liberalen vor 60 Jahren, im Frühsommer 1945.

Die stellv. FDP-Bundesvorsitzende Cornelia Pieper, MdB, sowie FDP-Landeschef Uwe Barth werden ihre Grußworte an die Festgemeinschaft richten. Dr. Jürgen Frölich vom Archiv des Liberalismus und der Theodor-Heuss-Akademie hält das Festreferat.

Als Zeitzeuge wird das Gründungsmitglied der LDP in Thüringen Bernhard Hille sprechen. Er kehrt damit fast auf den Tag genau an die Gründungsstätte der LDP zurück. Denn im Ringhotel Kaiserin Augusta in Weimar trafen gründete sich der Landesverband Thüringen vor genau 60 Jahren. Damals wie am Samstag anwesend: Bernhard Hille.



Festakt: "Sechzig Jahre liberaler Neubeginn im Freistaat Thüringen"

Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung

Ringhotel Kaiserin Augusta Weimar
Samstag, 25. Juni 2005, von 11.00 bis ca.14.00 Uhr

Rahmenprogramm: Streichquartett der Musikschule "Ottmar Gerster", Weimar
Dina Meinhard / Pianistin, Weimar

Interessierte sind sehr herzlich eingeladen.


Historischer Hintergrund:

Thüringen bildete neben Berlin und Sachsen ein Schwerpunkt. Den Liberalen der ersten Stunden nach dem Zweiten Weltkrieg war bewusst, dass es trotz oder vielleicht sogar wegen der katastrophalen Situation weiter gehen musste. Der Thüringer Landesverband der Liberaldemokratischen Partei fand zunächst großen Anklang und wurde bei den Wahlen vom Herbst 1946 mit knapp 30 Prozent zur zweitstärksten politischen Kraft im Lande. Bei Kommunalwahlen erhielt die LDP regelmäßig mehr Mandate, als sie Kandidaten hatte. Fast alle Thüringer Städte hatten liberalen Bürgermeister oder Oberbürgermeister. In Erfurt musste die LDP auf Druck der Sowjets trotz Sieges bei der Oberbürgermeisterwahl auf das Mandat verzichten.

Für diesen Erfolg in den Nachkriegsjahren zahlten die Liberalen einen hohen Tribut: Sowjets und SED brachten sie ab 1948 innerhalb weniger Jahre gewaltsam auf Linie. Auf Drängen der Sowjetischen Militäradministration sollte im Frühjahr 1948 der stellvertretende thüringische Landesvorsitzenden Alphons Gaertner Nachfolger des verstorbenen LDP-Chefs Wilhelm Külz werden. Gaertner entzog sich dieser Aufgabe durch Flucht in den Westen. Nur vier Tage später wurde der LDP-Landtagsfraktionsvorsitzende Hermann Becker in der Mittagspause einer Landtagssitzung durch den sowjetischen Geheimdienst verhaftet. Den von der SED betriebenen Umbau des Wirtschaftssystems hatte er im Thüringer Landtag scharf kritisiert. Kurz vor seiner Verhaftung hatte die sowjetische Besatzungsmacht ihn vergeblich zu beeinflussen versucht, sich aus dem LDP-Landesvorstand zurückzuziehen. Hermann Becker wurde durch ein administratives Fernurteil des Ministeriums für Innere Angelegenheiten der Sowjetunion (MWD) in Moskau wegen angeblicher Spionage zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und bis Oktober 1955 nach Workuta verschleppt. Auch der Thüringer LDP-Chef Leonhard Moog, Finanzminister in der Landesregierung, wurde in der eigenen Partei schrittweise entmachtet. Der neue Landesvorsitzende Hans Loch trieb die Gleichschaltung der Partei in Thüringen voran. Bei den Landesvorstandswahlen 1949 und 1951 konnte er nur durch massive Einflussnahme der sowjetischen Besatzungsmacht wiedergewählt werden.