Zum Auftakt seiner Sommerreise durch den Wartburgkreis besuchte der Thüringer FDP-Fraktions- und Landesvorsitzende Uwe Barth am 7. August die ATP Alltape Klebetechnik GmbH in Mihla. Geschäftsführer Dr. Jan Müller begrüßte die Gäste aus dem Landtag mit einem kurzen Exkurs in die Geschichte des 1989 gegründeten Familienunternehmens. Eher zufällig habe der Eigentümer 1991 die zum Verkauf stehende Fabrikhalle bei Mihla entdeckt und dort den ersten und einzigen Produktionsstandort des Unternehmens angesiedelt, so Müller. Mit einer Beschichtungsanlage für Klebeband und 7 Mitarbeitern hatte alles begonnen. Jetzt produzieren 190 Mitarbeiter und Auszubildende rund 50 Mio. Quadratmeter Klebeband im Jahr, das z.B. für die Verklebung von Teppichsockelleisten, in Sitzheizungen von PKW`s oder auch als Folie zum Schutz von Bildern zum Einsatz kommt. Das Unternehmen liefert seine Produkte weltweit, nur knapp 50 Prozent des Umsatzes entfallen auf Deutschland. Der größte Gewerbesteuerzahler im Ort tut viel, um das gute Verhältnis zur Gemeinde Mihla zu pflegen und seine Mitarbeiterschaft, die überwiegend aus der Region kommt, zu motivieren. Dennoch habe man im letzten Jahr keine Azubi`s für Mechatronik gefunden. Deshalb baue man jetzt Kontakte zu den Schulen auf, berichtete Müller. Von Uwe Barth nach seinen Wünschen an die Landespolitik befragt, wünschte sich der Geschäftsführer eine verlässlichere Förderpolitik. Es könne nicht angehen, dass während einer Bauphase, die Förderrichtlinien geändert würden. Außerdem solle die Förderpolitik nicht ausschließlich auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze in neu angesiedelten Betrieben ausgerichtet sein, sondern auch die bestehenden Unternehmen bei Investitionen unterstützen, die ja nachweislich bereits nachhaltige Arbeitsplätze geschaffen haben. "Damit laufen Sie bei uns offene Türen ein", sagte der liberale Fraktionschef und verwies auf entsprechende Initiativen der FDP-Fraktion im Landtag zur Änderung der Förderpolitik.
Zweite Besuchsstation von Uwe Barth war die Firma Via Solutions Thüringen GmbH & Co.KG. Zusammen mit dem verkehrspolitischen Sprecher Heinz Untermann informierte er sich in der Autobahnmeisterei Eisenach bei Geschäftsführer Hans Christian Kattwinkel über die gebauten bzw. geplanten Autobahnprojekte. "Mit ÖPP (Öffentlich-Private-Partnerschaften) werden Autobahnprojekte stets termintreu und kostensicher realisiert", sagte Kattwinkel auf die Frage zu den neuerlichen Bauverzögerungen am letzten Streckenabschnitt der A 71 nördlich von Sömmerda. ÖPP-Projekte zeichneten sich durch eine ganz andere Herangehensweise aus, in dem z.B. mögliche Risiken ausgeschlossen würden. Bei ÖPP-Modellen baut der Investor auf eigene Kosten Autobahnen oder öffentliche Bauten und sorgt bis zu 30 Jahre für deren Betrieb. Via Solutions Thüringen hat das erfolgreich bei der A 4 - Umfahrung der Hörselberge bei Eisenach umgesetzt und diese rund 1 Jahr vor dem vertraglich vereinbarten Termin in Betrieb genommen. Auch beim 6-streifigen Ausbau der A 9 zwischen Triptis und Schleiz erfolgt die Umsetzung als ÖPP.
Eine derart zügige Fertigstellung des geplanten Neubaus der A 44 zwischen Kassel und Eisenach wäre aus Sicht von Via Solutions Thüringen ebenfalls machbar. Kattwinkel begrüßte es in diesem Zusammenhang, dass die Thüringer FDP dieses Vorhaben in ihr Wahlprogramm zur Landtagswahl aufgenommen hat. "Es ist gut, hier über Landesgrenzen zu schauen und sich für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur einzusetzen." Die Umsetzung des letzten unvollendeten Verkehrsprojekts Deutsche Einheit könne für eine spürbare Entlastung Thüringer Ortschaften vom LKW-Verkehr sorgen, zeigte sich Kattwinkel überzeugt. Leider sei trotz Baurecht auf nahezu allen Abschnitten 2014 kaum Geld im Bundeshaushalt dafür eingestellt worden. Als kurzfristige Entlastungsmaßnahmen für die betroffenen Orte würde der Solutions-Geschäftsführer die Aufhebung der aus seiner Sicht nicht berechtigten hessischen Fahrverbote auf Bundesfernstraßen oder eben auch die Einführung temporärer Fahrverbote für LKW auf der B 176 und B 247 sehen. Dies würde für eine Rückverlagerung des Verkehrs auf die A 4 sorgen und so zu einer Entlastung der Ortslagen wie z.B. Großengotterns führen. Barth und Untermann sagten eine Prüfung der Vorschläge zu. Nach der Landtagswahl wolle man sich zu einem erneuten Gespräch mit den hessischen Landtagskollegen treffen.
Zum Abschluss seiner Sommerreise durch den Wartburgkreis besuchte der FDP-Fraktions- und Landesvorsitzende Uwe Barth zusammen mit dem FDP-Kreisvorsitzenden Robert-Martin Montag die REFORM Elektromotorenbau GmbH in Merkers. Der Inhaber Ottmar Mümken begrüßte die Gäste aus dem Landtag und führte sie durch die Werkhallen, die erst vor zwei Jahren gründlich renoviert worden sind. Insgesamt 18 Mio. Euro hat der aus Bottrop/Westfalen stammende Unternehmer seit Übernahme in die Firma investiert. Dazu hat er sich um die Erschließung des gesamten Gewerbegebietes verdient gemacht und damit weiteren Firmen zur Ansiedlung verholfen. Auch wenn er selbst noch zwischenzeitlich in anderen Bereichen unternehmerisch tätig war, so schlägt das Herz des 59-Jährigen Maschinenbauers vor allem für den Elektromotorenbau und so kam er 1992 nach Merkers.
Die Firma hat eine lange Tradition. Vor 70 Jahren wurden Fertigungsbereiche des AEG- Elektromaschinenbaus aus Mühlheim /a.d. Ruhr in das thüringische Kalirevier verlegt. Der Kalibergbau ist auch heute noch Kunde und lässt Motoren reparieren. "Unser wichtigster Kunde ist aber Siemens", berichtet Mümken den Gästen und führt ihnen Maschinen vor, die extra für Aufträge aus Erfurt angeschafft worden sind. Auf einer Hallenfläche von 6300 Quadratmetern sind heute insgesamt 60 Mitarbeiter tätig, die sich neben Wartung und Instandhaltung auf die Sondermotorenfertigung und Trockeneisreinigung spezialisiert haben. Im Sommer schwärmen die Mitarbeiter aus und warten große Motoren vor Ort. Deshalb trifft Barth auf seinem Rückgang nur wenige Mitarbeiter. Viele arbeiten schon lange in dem Unternehmen. "Ich frage meine Mitarbeiter vor großen Aufträgen immer, kriegen wir das hin? Wenn die sagen ja, dann machen wir das", ist Mümken stolz auf seine Mitarbeiterschaft und das familiäre Betriebsklima. Der Mittelständler packt auch selbst gern in der Werkstatt mit an. Sie ist sein "Ersatzwohnzimmer". Sorgen bereitet ihm das Thema Unternehmensnachfolge. Seine Kinder verfügen nicht über die entsprechende Profession. Außerdem würde der Staat mit der hohen Erbschaftsbesteuerung die Zukunft des Unternehmens gefährden. Deshalb will Mümken solange weitermachen, wie es geht.
Vom FDP-Chef befragt nach seinen Wünschen an die Politik, sagt er, der Staat solle nicht den großen Unternehmen das Geld hinterherwerfen, sondern den kleinen Unternehmen helfen, die am Anfang stehen und nicht über das notwendige Eigenkapital verfügen, um zu investieren. Die Förderpolitik unter Wirtschaftsminister Matthias Machnig sei falsch gewesen. Politiker sollten sich so wie Uwe Barth häufiger die Zeit nehmen, um Unternehmen zu besuchen und ihre Probleme aufzunehmen. "Fakt ist: alles, was der Staat verteilen will, muss vorher erst erwirtschaftet werden", sagt Barth. "Im Landtag sehen das alle anderen nicht so." Deshalb sei es so wichtig, dass die Stimme der wirtschaftlichen Vernunft auch nach dem 14. September im Landtag vertreten sei.