Seit über 100 Jahren steht im Zentrum Sondershausens eine Schule. Dem Direktor wurde im März mitgeteilt, dass die Grundschule aufgelöst und seine ABC-Schützen an Schulen in entferntere Stadtteile delegiert werden. In das Gebäude sollen dann Gymnasiasten, deren jetzige Schule abgerissen wird. Grund genug für die FDP, nachzuhaken. FDP-Ortschef Marko Zelmer lud gestern zu einem Liberalen Diskussionsabend ein - mit großer Resonanz: Neben der FDP folgten Vertreter der Elterninitiative, des Lehrerkollegiums sowie der Direktor und seine Stellvertreterin, Jürgen Pfeiffer und Ellen Neumann, insgesamt gut 20 Interessierte, der Einladung Zelmers, der auch Kreisvize im Kyffhäuserkreis ist.
Neben der ohnehin bestehenden pädagogischen Fragwürdigkeit der vom CDU geführten Landratsamt geplanten Schulschließung, stellten sich vor allem zwei Sachverhalte als ungewöhnlich heraus. In Sondershausen stehen mehrere sanierte Schulen derzeit leer und sind geschlossen. Deren Modernisierung hat nicht unbeträchtliche Summen verschlungen. Die Gymnasiasten könnten diese Schulen nutzen. "Kurze Beine - kurze Wege. Die Grundschüler müssen in ihrer jetzigen Schule bleiben. Wer erst mit Steuergeld Schulen modernisiert und danach schließt, braucht jetzt auch nicht mit dem Kostenargument zu argumentieren.", so Zelmer.
Brisanz hat auch die zweite Unklarheit: Der Schulleitung selbst wurde Anfang März erklärt, dass die Schule zum Sommer hin geschlossen werde. FDP-Fraktionschef Bernd Karnstedt sagte gestern, dass der dafür zuständige Kreistag davon bisher überhaupt keine Kenntnis habe. Erstaunlich sei auch, dass das Schulamt alles versuche, um eine Diskussion zur Schulschließung zu unterbinden. So wurde der Direktor daran erinnert, dass er eine Loyalitätspflicht gegenüber seinem Dienstherren habe. Ortsgruppenchef Zelmer wurde mitgeteilt, dass eine Veranstaltung zu dem Thema unnötig sei. Generalsekretär Patrick Kurth sagte gestern, dass der Umgang mit diesem Sachverhalt an Gutsherrenart erinnere, wie sie auch auf Landesebene nicht unbekannt sei. Auch andere CDU-Landräte würden in ähnlicher Weise rigoros gegen Schulen vorgehen, sagte Kurth mit Verweis auf einen Fall im Kreis Schmalkalden-Meiningen.
Der Direktor der betreffenden Grundschule in Sondershausen, Jürgen Pfeiffer, sagte, dass die FDP die bisher einzige Partei sei, die sich zu dem Problem klar positionierte. Andere Teilnehmer hoben hervor, dass sie die Thematisierung des Problems zu einem Bürgerstammtisch für "außerordentlich hilfreich hielten". Von anderen Parteien kenne man ein solches Engagement nur im Wahlkampf. "Wir sind dafür da, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und über die aktuellen Probleme zu reden.", sagte Zelmer, der auch für kommende Veranstaltungen einlud.