"Die Studie zur Zukunft der Dörfer folgt dem falschen Ansatz, wenn gefragt wird, ob der der ländliche Raum in Thüringen eine Zukunft hat", kritisierte der Fraktionssprecher für Landesentwicklung der FDP, Heinz Untermann, heute in einer aktuellen Stunde im Landtag. Die Frage müsse lauten: "Wie und mit welchen Mitteln können wir erreichen, dass unserer Dörfer eine Zukunft haben?", betonte Untermann. Seine Fraktion bekenne sich klar und deutlich zum ländlichen Raum. Deswegen habe man auch die aktuelle Stunde beantragt. Denn eines zeige die Studie auf, für viele Orte sei es "fünf vor zwölf".
Den Vorschlag ein Förderprogramm für den Wegzug der verbliebenen Bevölkerung und den Rückbau dörflicher Bausubstanz aufzulegen, sei unakzeptabel. Dies klinge wie "Schlussverkauf für unsere Dörfer". Er vermisse bislang ein klares Bekenntnis der Landesregierung für den Erhalt dörflicher Strukturen und konkrete Lösungsvorschläge, bemängelte Untermann. Seine Fraktion habe bereits im Juli 2011 einen Vorschlag gemacht, die Fördermöglichkeiten für den ländlichen Raum zu bündeln. Stattdessen habe die Landesregierung die Fördermittel für die "Anpassung an die schwierigen Prozesse des demografischen Wandels im ländlichen Raum" um 6,6 Millionen gekürzt, kritisierte Untermann. "Wird die Infrastruktur gewollt so heruntergefahren, dass die Dörfer nicht mehr überleben können, dann ziehen wirklich die meisten Menschen in die Städte", warnte der Sömmerdaer Abgeordnete.
Die FDP setze auf innovative, regionenbezogene Ideen, interkommunale Zusammenarbeit und bürgerliches Engagement, sowie eine verkehrstechnisch gut ausgebaute Anbindung an die Grund-, Mittel- und Oberzentren. Beim Entwurf des Landesentwicklungsprogrammes sollten Wegezeiten im öffentlichen Verkehr bei der Erreichbarkeit der zentralen Orte unbedingt überprüft und verkürzt werden, so Untermann. Umweltrechtliche Standards zum Beispiel für Wasser, Abwasser und Infrastruktur sollten auf ihre Notwendigkeit überprüft und ggf. angepasst werden. Aktive Bevölkerungspolitik durch günstige Sanierungsangebote für leerstehende Häuser in den Dorfzentren, Erhalt der vorhandenen Schulstandorte und Förderung der Kindertageseinrichtungen, so könne man ein vitales Gemeindeleben in den Orten erhalten. Als Beispiel für eine funktionierende interkommunale Zusammenarbeit führte Untermann die Gemeinde Thüringen in Österreich und das von 9 Gemeinden in Vorarlberg gemeinsam getragene Pflegezentrum an.
"Es gibt auch im Freistaat Thüringen genügend Dörfer mit zukunftsfähigen Projekten. Diese gilt es vorrangig zu unterstützen", so Untermann abschließend.