Persönlichkeiten
Georg Möbius
Georg Möbius

Georg Möbius wurde heute mit einem Eintrag in das "Goldene Buch der Stadt Jena" geehrt. Möbius hatte sich nach dem Krieg beim Wiederaufbau in Jena verdient gemacht. Er war Chef der Jenaer Stadtwerke und hatte die LDP in Jena aufgebaut. Die Liberalen stellten zwischen 1949 und 1953 21 der 50 Sitze in der Stadtverordnetenversammlung. Sie waren damit neben der SED die stärkste Kraft, ihr Chef, Georg Möbius, war Stadtverordnetenvorsteher. Für die SED ein kräftiges Dorn nicht nur im Auge.

In den Jahren, als auch in der Universitätsstadt die Verhaftungen politisch Andersdenkender anliefen, setzte sich Möbius für die verhafteten Mitglieder seiner Partei ein, insbesondere den Angehörigen der Liberalen Hochschulgruppe an der Friedrich-Schiller-Universität. Möbius wandte sich unter anderem an Johannes R. Becher in Berlin. Der bekannten Dichter, u.a. der DDR-Nationalhymne, der zu dieser Zeit Minister war, verschaffte dem Jenaer einen Termin bei Ulbricht. Dem allerdings folgten "Sicherheitsmaßnahmen". Möbius bekam rechtzeitig einen Hinweis. Über Nacht verließ er seine Heimatstadt. Georg Möbius wurde daraufhin aus den Geschichtsbüchern der Jenaer Kommunalpolitik gestrichen.

Dann, in den ersten Minuten der Stunde "Null" der Deutschen Einheit, hat Georg Möbius seinen politischen Lebenslauf an der Stelle fortgesetzt, an der er 1953 unterbrochen wurde. Am 3. Oktober 1990 um 00.03 Uhr erklärte der ehemalige Kreisvorsitzende der LDP und Stadtverordnetenvorsteher Jenas, Georg Möbius per Fax, die "Fortsetzung seiner durch stalinistische Willkür unterbrochene Mitgliedschaft in der LDP Jena". Seine innere Verbundenheit mit den Liberalen in Thüringen und vor allem Jena wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass ein Mensch, in den ersten Minuten des Tages, an dem auch Jena dem Wirkungskreis des Grundgesetzes beigetreten ist, die Fortsetzung der Mitgliedschaft in seinem ehemaligen politischen Heimatverband erklärt, während um ihn herum in Ost und West die Sektkorken knallten.

Bis heute gehört nach Möbius nach wie vor zu den aktivsten Liberalen in Jena. Kaum ein Landesparteitag und selten einen Bundesparteitag lässt er aus. Und auch während zahlreicher Kreismitgliederversammlungen verblüfft er mit seinem politischen Sachverstand, geprägt von Fingerspitzengefühl, Erfahrung und einem gehörigen Schuss Schlitzohrigkeit. Dabei hat er nicht das Bedürfnis, mit erhobenen Zeigefinger, belehrend in der Jenaer Tagespolitik mitzureden. Er beteiligt sich durch Ansichten grundsätzlicher Art, aus denen seine Lebenserfahrungen sprechen.