Das Thema Bundeswehr und Naturschutz stand im Mittelpunkt des Besuches einer FDP-Parlamentariergruppe auf dem Truppenübungsplatz der Bundeswehr in Ohrdruf. "Das ist ja wie ein kleiner Nationalpark", zeigte sich die umweltpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion und Landtagsvizepräsidentin Franka Hitzing beeindruckt. In Begleitung des Bundestagsabgeordneten Patrick Kurth sowie des Landtagsabgeordneten Marian Koppe, dem Landesfachausschuss Internationale Politik der FDP Thüringen und Mitgliedern der Thüringer Sektion der deutschen Gruppe Liberal International informierte sie sich bei den Vertretern des Bundesforstes und dem leitenden Offizier Hauptmann Andreas Müller über die Entwicklung des einzigen Truppenübungsplatzes in Thüringen nach dem Abzug der russischen Armee im Jahr 1993. Durch die sehr lange und ausschließlich militärische Nutzung des mehr als 4.600 ha großen Areals habe sich eine beeindruckende Artenvielfalt an Bäumen und Tieren gebildet, erläuterte Margit Knoll von der Forstverwaltung Bad Salzungen. Der Bundesforst ist für die rund 1.500 ha Wald auf dem Gebiet des Truppenübungsplatzes verantwortlich, unterstützt die Bundeswehr aber auch durch die Sicherung der Übungsräume und die Schutzrandaufforstung an den Schießbahnen. Durch das Abflammen von ausgewählten Geländeteilen habe man im Frühjahr erfolgreich dazu beigetragen Freiflächen zu erhalten. "Wir versuchen in enger Zusammenarbeit einen einzigartigen Lebensraum zu erhalten", so Förster Peter Bach, der seit der Übernahme des Geländes durch die Bundeswehr für das Revier zuständig ist. Er verwies auf die einzigartigen Feuchtbiotope und die darin lebenden Tierarten, von denen sich zahlreiche auf der "roten Liste" Thüringens finden. "Bundeswehr und Bundesforst arbeiten hervorragend zusammen und leisten damit einen aktiven Beitrag zum Natur- und Artenschutz", stellte auch Franka Hitzing fest.
Eine so umfassende Besichtigungstour ist nur während der sechswöchigen Instandsetzungszeit im Sommer möglich, denn natürlich wird auf dem Übungsplatz auch an rund 245 Tagen im Jahr geübt und geschossen. Hauptmann Müller erläuterte den Parlamentariern in einem Lagevortrag und während der anschließenden dreistündigen Platzrundfahrt die militärische Nutzung und das Engagement der Bundeswehr für die Herrichtung und die Pflege der Denkmäler und Kriegsgräberstätten auf dem Gelände. Seit 1998 wird der Truppenübungsplatz sukzessive beräumt. Rund 50 Prozent der Fläche habe man bislang von Munition und Müll beräumt, etwa 26 Prozent des Übungsplatzes sei noch mit dem höchsten Munitionsbelastungsgrad C eingestuft. Diese wichtige Aufgabe, die von der Bundeswehr mit Hilfe externer Firmen geleistet werde, müsse fortgesetzt werden. Auch deshalb sei es unvorstellbar, den Standort aufzugeben, bekräftige der Bundestagsabgeordnete Patrick Kurth. Der Sprecher der FDP-Fraktion für den Aufbau Ost sagte mit Blick auf die anstehende Bundeswehrreform im Herbst, der Minister sei gut beraten, bei den Standorten im Westen des Landes anzusetzen und deren überdimensionierte Garnisonen aufzuräumen. Der Osten habe seine große Wehrreform bereits hinter sich. Moderne, innenstadtnahe Kasernen und eine hohe Akzeptanz der Bevölkerung für die Bundeswehr sprächen zudem für den Erhalt dieser Standorte. Letzteres sei auch in Ohrdruf so, was nicht bei allen Truppenübungsplätzen der Fall ist. Welche Standorte letztlich betroffen sein werden, sei derzeit eines der bestgehüteten Geheimnisse der Republik. Er befürchte aber, dass der Kelch auch an Thüringen nicht vorbeigehen werde, so Kurth. Ohrdruf - davon konnten sich die FDP-Parlamentarier überzeugen - ist im Wettbewerb der 22 bundesdeutschen Truppenübungsplätze gut aufgestellt. Man werde alles Erdenkliche tun, um für den Standort zu werben, versprach er abschließend.