Der Thüringer Bundestagsabgeordnete Patrick Kurth (FDP) hat eine umgehende Überarbeitung des von Kultusminister Christoph Matschie (SPD) präsentierten Gedenkstättenkonzept zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefordert. "Es irritiert sehr, wie wenig Wertschätzung die Gedenkstättenarbeit in Thüringen erfährt", so Kurth, der in der FDP-Bundestagsfraktion für die Aufarbeitung des DDR-Unrechts verantwortlich ist. Im Vergleich zu anderen mitteldeutschen Ländern investiere Thüringen am wenigsten in die aktive Aufarbeitung der jüngeren Geschichte des Freistaates. Da die meisten Gedenkstätten vom Bund mitfinanziert würden, verringere sich die Bundesförderung bei ausbleibenden Landesmitteln entsprechend.
"Erst verzögert sich das Konzept ewig und dann kommt raus, dass das Land vor allem kürzen, sparen und Verantwortung an die Kommunen delegieren will", kritisierte Kurth. Wenn die Einbeziehung der Kommunen genauso verlaufe, wie die Einbeziehung des Zeitzeugenvereins "Freiheit e.V." in die Konzeption des Ex-Stasigefängnisses in der Erfurter Andreasstraße, könne man darauf auch verzichten. Der Bundestagsabgeordnete kündigte an, dass er die Rolle der Unrechtsbearbeitung der Länder auf Bundesebene diskutieren werde.
"Die Bundesregierung stellt viel Geld für die Aufarbeitung zur Verfügung. Es kann nicht sein, dass vor Ort die Arbeit wieder beschädigt wird", so Kurth. Er forderte Kultusminister Matschie auf sich in der finanziellen Frage "nicht länger hinter Kommissionen zu verstecken". Bei der inhaltlichen Bewertung des Konzeptes schloss sich Kurth der Kritik der Thüringer Stasiunterlagenbeauftragten Hildigund Neubert an. "Gerade um die jüngere Generation, die nicht selbst vom SED-Unrechtsregime betroffen war, erreichen zu können, sollten wir neuere Forschungsergebnisse stärker berücksichtigen", sagte Kurth.
Neubert hatte die konzeptionellen Aussagen zu den bestehenden Gedenkstätten als "altmodisch" bezeichnet und kritisiert, dass diese "auf einem überholten Gedenkstättenansatz aus den 80er Jahren" beruhten. In der neueren Forschung sei nachgewiesen, dass nur emotional gestütztes Lernen prägend und wertbildend sein könne.