"Wir freuen uns, dass unsere Zahlen endlich bestätigt werden" äußert sich der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Marian Koppe zu den aktuellen Medienberichten über den Ärztemangel in Thüringen. Nach einer neuen Berechnung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) fehlen in Thüringen schon jetzt über 500 Ärzte. "Diese Zahlen haben wir bereits seit Januar 2010 mehrfach genannt und die Regierung zum Handeln aufgefordert" so Koppe, "aber wirklich wirksame Konzepte fehlen bis jetzt". Das Stipendiensystem der Landesregierung sei nicht einmal im Ansatz ausreichend. "Zehn Stipendien für die Ausbildung von Hausärzten sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn jetzt schon über hundert Hausärzte fehlen". Auch der Vorschlag, den Ärztemangel im ländlichen Bereich durch mehr Gemeindeschwestern auszugleichen, könne nur kurzfristig Entlastung bringen. Das Problem werde dadurch bestenfalls mittelfristig kaschiert. Die Lösung könne nicht sein, in Thüringen die medizinische Kompetenz von Ärzten auf Gemeindeschwestern zu übertragen."Die Landesregierung behandelt wie immer die Symptome und nicht die Ursache", kritisiert Koppe.
"Vielmehr müssen wir die Niederlassung von Ärzten in Thüringen fördern", so Koppe weiter. Der Vorschlag, den Zugang zum Medizinstudium in Thüringen zu erleichtern findet Koppe trotzdem nicht sinnvoll, denn "wir haben kein Problem damit, Studierende nach Thüringen zu holen. Wir haben ein Problem damit, die Absolventen in Thüringen zu halten". Hier sei die Landesregierung dringend gefordert. Bessere Aussichten für junge Mediziner seien hier die Lösung.
Koppe wiederholt in diesem Zusammenhang seine Forderung nach der Bildung einer Task-Force "Ärztemangel": Hier müssen das zuständige Ministerium, Krankenkassen, Kassenärztliche Vereinigung, und Kränkenhäuser an einen Tisch. Langfristig tragfähige Lösungen für Thüringen bedürfen der Zusammenarbeit aller Akteure im Gesundheitswesen. "Das Problem ist dringender als viele Beteiligte bisher zugeben wollten" so Koppe, "aber mit der Vorlage der Zahlen durch die KV, kommt daran keiner mehr vorbei".
In den kommenden Jahren werde sich das Problem allerdings noch weiter verschärfen. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI) hatte in seiner am 5. Mai präsentierten Studie für das Jahr 2025 einen Bedarf in Thüringen von 1566 Hausarzt- und 1599 Facharztstellen ausgemacht. Um für ausscheidende Ärzte genügend Nachfolger zu finden und um den Mehrbedarf zu decken - der sich aus der steigenden Anzahl älterer Menschen ergibt - müsste die Anzahl jährlich neu zuzulassender Hausärzte, im Vergleich zum Jahr 2008 - in Thüringen um 53 Prozent steigen.
Wie die Landesregierung mit dieser Situation umgehen will, ist auch Inhalt einer Kleinen Anfrage, die Koppe im Dezember gestellt hat.
"Der Ärztemangel ist jetzt schon Realität. Wenn nicht bald gehandelt wird, kann bald nicht mehr behandelt werden" so Koppe abschließend.