Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Thüringer Landtag Marian Koppe stellte heute in Erfurt das Konzept "Landesärztedienst Thüringen" vor. "Dieses soll dem aktuellen und prognostizierten Mangel an ärztlicher Grundversorgung nachhaltig entgegenwirken und die politische Diskussion in Thüringen von der reinen Problemfeststellung auf praktische Ansätze zur Problemlösung lenken", so Koppe.
Das FDP-Konzept sieht vor, Hausärzte als Beamte auf Zeit einzustellen. Diese sollten dann bei akutem Bedarf in medizinisch unterversorgten Gebieten eingesetzt werden, sagte Koppe. Für den Landesärztedienst sollen bundesweit Abiturienten für ein Studium in Thüringen geworben werden. Bereits mit Studienbeginn würden die angehenden Mediziner je nach Ausbildungsstand ein gestaffeltes Gehalt erhalten. Dafür müssten sie sich verpflichten, insgesamt 15 Jahre für den Landesärztedienst zu arbeiten und mindestens fünf Jahre im ländlichen Raum als Hausarzt tätig zu sein. Das Studium und die Facharztausbildung würden darauf angerechnet. Wann ein Landesarzt zum Einsatz kommt, entscheide ein Abstimmungsgremium, das sich paritätisch aus Vertretern der Krankenkassen, der kassenärztlichen Vereinigungen und des Thüringer Ministeriums für Soziales, Familie und Gesundheit zusammensetzt. "Die Allgemeinmediziner sind als Beamte auf Zeit im medizinischen Dienst (BaZmed) dort einzusetzen, wo eine Versorgungslücke in der medizinischen Grundversorgung nicht anderweitig geschlossen werden kann", sagte Koppe. Das Modell sei an die Ärzteausbildung bei der Bundeswehr angelehnt. Der Landesbetrieb solle die flächendeckende Notfallversorgung im Land sicher, sei aber keine Schritt zurück zum staatlichen Gesundheitswesen, betonte Koppe. "Der liberale Grundsatz Privat vor Staat bleibt erhalten."
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI) hatte in seiner am 5. Mai präsentierten Studie für das Jahr 2025 einen Bedarf in Thüringen von 1566 Hausarzt- und 1599 Facharztstellen ausgemacht. Um für ausscheidende Ärzte genügend Nachfolger zu finden und um den Mehrbedarf zu decken - der sich aus der steigenden Anzahl älterer Menschen ergibt - müsste die Anzahl jährlich neu zuzulassender Hausärzte, im Vergleich zum Jahr 2008 - in Thüringen um 53 Prozent steigen. "Wenn wir nicht jetzt etwas unternehmen, steuert Thüringen auf einen massiven Ärztemangel zu, der die medizinische Grundversorgung vor allem der Bevölkerung im ländlichen Raum gefährdet", warnte Koppe. Die Landesregierung nehme das Problem bislang nicht hinreichend ernst. Das vorgesehene Stipendiensystem reiche keineswegs aus. "Wir brauchen neue Absätze", so der gesundheitspolitische Sprecher der FDP abschließend.