"Die Abwanderung ist kein Nachwendeproblem, sie ist mittlerweile ein strukturelles Problem. Jeden Tag verlassen im Saldo 36 Thüringerinnen und Thüringer das Land. Die Lage hat sich verschärft", sagte FDP-Generalsekretär Patrick Kurth nach der heutigen Vorstellung des Statistischen Jahrbuchs. Je länger die Abwanderung andauere, umso dramatischer werde sie Thüringen schaden. "Die Folgen des jahrelangen Wegzuges gut ausgebildeter und qualifizierter Fachkräfte sowie gerade junger Frauen werden auf das Land erst in den nächsten Jahre ihre größte Auswirkung haben", so Kurth. Er bezeichnete die Abwanderungsproblematik als "entscheidende Zukunftsherausforderung". "Die Menschen gehen, weil sie woanders mehr Perspektiven finden. Die Landesregierung hat das Problem zunächst verneidlicht und später klein geredet. Ernst genommen hat sie es nie."
Die FDP habe, sagte Kurth, im Landtagswahlkampf 2004 das Thema Abwanderung zu einem Hauptwahlkampfthema gemacht. "Damals haben wir plakatiert "Jeden Tag verlassen 30 Menschen Thüringen". Den jüngsten Zahlen nach hat sich das Problem gar verschärft. Die Landespolitik muss den Menschen Perspektiven zurückgeben", erklärte der FDP-Politiker. Diesen Zahlen nach werde die FDP sich auch im Superwahljahr auf die Bekämpfung der Abwanderung "einschießen".
Die FDP beharre weiterhin darauf, dass die Landesregierung sich insbesondere um die Mitte der Gesellschaft kümmern müsse. Hohe Abgaben aber auch die bundesweit höchsten Grundversorgungslasten bei Strom, Gas, Sprit und zum Teil Müllentsorgung in Thüringen sorgten dafür, dass nach wie vor viele Menschen ihrer Heimat den Rücken kehren. "Wir bleiben dabei: Es müssen Entlastungen her. Thüringen benötigt einen weitgehenden Bürokratieabbau ebenso, wie einen sich selbst tragenden Mittelstand und einen guten Bildungsmarkt", so Kurth. Einer der Adressaten dieser Politik befinde sich ebenfalls im Statistischen Jahrbuch: 90 Prozent der 80.413 im Unternehmensregister erfassten Unternehmen haben weniger als 10 Beschäftigte, sagen die Statistiker. "Politiker müssen nun Antwort geben", sagte Kurth abschließend.