60 Jahre Thüringische Landeszeitung sind auch ein Teil der Geschichte der liberalen Partei in Thüringen. Denn herausgegeben wurde die TLZ nach dem Krieg von der LDPD. Sie war dem kommunistischen System lange Zeit oppositionell, später "zwischen den Zeilen" kritisch eingestellt. Bis zur Wende 1989 blieb sie LDPD-Zeitung, die z.T. unter Auflagenbeschränkung stand und recht schwer zu bekommen war. Die TLZ ist heute die einzige "DDR-Zeitung", die die Wende überstand und zuvor kein Zentralorgan der SED war.
Anlässlich des 60-jährigen Bestehens fasste TLZ-Chefredakteur Hans Hoffmeister aufschlussreiche Artikel der ersten TLZ-Ausgaben im Buch "Wie alles begann..." zusammen. Die 200seitige Broschüre, herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung, wurde am Donnerstag der Öffentlichkeit in einer Diskussionsrunde vorgestellt. Neben Hoffmeister diskutierten Innenminister Karl-Heinz Gasser, Franz-Josef Schlichting (Landeszentrale politische Bildung), Jenas FDP-OB a.D. Dr. Peter Röhlinger und der Jenaer Historiker Prof. Herbert Gottwald. Ebenfalls gut besetzt: Das Publikum. Dr. Karlheinz Guttmacher, Dr. Reinhard Bartsch, Fraktionschef im Jenaer Stadtrat, VLK-Geschäftsführer Ingo Reimann, der Weimarer FDP-Kreischef Norbert Staniszewski, FDP-Generalsekretär Patrick Kurth, der Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters Stephan Märki und natürlich liberale Parteimitglieder ersten Stunde fanden den Weg nach Weimar.
In der Diskussion machte Peter Röhlinger darauf aufmerksam, dass die TLZ als liberale Zeitung immer dann, wenn der politische Druck zu groß wurde, sich in Kulturberichterstattung "flüchtete". "Und man lernt, zwischen den Zeilen zu lesen und durch die Zuordnung von verschiedenen Artikeln unterschwellig seine Meinung kund zu tun. Während der gesamten DDR-Zeit war es ein Markenzeichen der TLZ, dass man sehr stark zwischen den Zeilen lesen konnte und sich auch über Dinge freute, die nicht in der Zeitung standen, in den SED-Blättern aber ausführlich gewürdigt wurden", unterstrich Röhlinger Für die unmittelbare Nachkriegszeit machte Hoffmeister das an einem Beispiel deutlich: Unter einer Würdigung zu Stalins Geburtstag wurde eine andere Meldung platziert, die den Wert der Freiheit hervorhob.
Bernhard Hille gehört zu den Mitgliedern der ersten Stunde. Zur LDP-Gründungsveranstaltung 1945 war Hille mit dabei. Er gab zur Podiumsdiskussion einen kurzen Einblick in die Nachkriegsarbeit. In Meiningen arbeitete er mit dem LDP- Kreissekretär Wilhelm Wilke zusammen, der gleichzeitig Anzeigen für die TLZ warb. Wilke wurde 1951 plötzlich von einem Tag auf den anderen verhaftet. Sein Schicksal blieb über 50 Jahre unbekannt. "Erst vor etwa vier Wochen habe ich erfahren, dass er nach Moskau verschleppt und dort sofort erschossen wurde", so Hille. Insgesamt wurden101 Männer und Frauen aus Thüringen und über 1000 Menschen insgesamt verhaftet und in Moskau erschossen. Diese Schicksale sind in einer neuen Broschüre des Landesamtes für politische Bildung zu finden.