"Zivilcourage gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Radikalismus unter Jugendlichen" - so der Titel eines zweitägigen Workshops des Liberalen Forums Weimar der Friedrich-Naumann-Stiftung, der vor allem mit und durch Jugendliche gestaltet wurde. Die anhaltende Aktualität des Themas zeigte sich an den zahlreichen Diskussionspunkten der Schülerinnen und Schülern. Dies lag wohl auch daran, dass ihnen die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung noch nie angeboten wurde. Bezeichnend die Aussage einer Schülerin: "Ihr seid die ersten Sozialarbeiter, die ich zu Gesicht bekomme!" Sie habe im Laufe von zwölf Schuljahren noch nie eine Veranstaltung zur Gewaltprävention wie jene der Friedrich-Naumann-Stiftung erlebt
Nicht verwunderlich, dass die Fülle der Fragen, die die Schüler zu diesem Thema hatten, selbst in zwei Tagen nicht komplett beantwortet werden konnten. Als kompetente Gesprächspartner standen Verantwortungsträger aus Politik, Verwaltung, Polizei und Gesellschaft zur Verfügung. Sehr kontrovers diskutierten die Schüler mit Dr. Bernd Jeschonneck vom Thüringer Verfassungsschutz. Mit der Berliner Psychologin Saskia Lägel wurden Strategien zur Deeskalation von Gewaltsituationen erarbeitet. Über die Verbreitung von rechtsextremer Musik informierte Fritz Burschel von der Weimarer Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus. Die Weimarer Sozialpädagogin und Streetworkerin Kathrin Schuchardt diskutierte zum Thema Alltagsrassismus und Alltagsextremismus. Burschel und Schuchardt standen ebenso für die Podiumsdiskussion zur Verfügung, wie Thomas Weise, Polizeiinspektion Weimar, Rechtsanwältin Maria-Elisabeth Grosse und FDP-Generalsekretär Patrick Kurth.
Das Diskussionsthema "Gemeinsam statt einsam gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit" wurde von den Schülern gewählt und er zeuge vor allem von den Gefühlen der Jugendlichen, so Seminarleiter Tom Steinborn-Henke. Der Thüringer Landesbeauftragte der Friedrich-Naumann-Stiftung, Matthias Purdel, verwies darauf, dass an den Schulen diffus mit den Begriffen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit umgegangen werde. Deutlich wurde während der Diskussion die Eigenverantwortung besonders der jungen Menschen. "Verengt nicht den Blick auf die Rechtsextremen, ruft nicht nach dem Staat, wenn ihr was bewegen wollt, organisiert euch selbst", so Burschel. Kurth machte deutlich, dass der Staat nur die Rahmen vorgeben könne, "wie Gehwege am Straßenrand. Wer darüber hinausschießt, kann nicht zwingend aufgefangen werden." Allerdings dürfe man bei aller Problematik den Rechtsextremismus nicht Großreden. "Werden Rechtsextremisten stark geredet, profitieren zwei Gruppen: die Rechtsextremen selbst und Linksextremisten, die damit ihre Aktionen legitimieren."
So wurde zum Abschluss des Podiums doch der Ruf nach aktiver Bürgerschaft, einer liberalen Bürgergesellschaft der Freiheit und Verantwortung laut. "Die Schüler zeigten, dass sie willens sind, diese Verantwortung zu übernehmen und aktiv an der politischen Gestaltung des eigenen Lebenskreises teilnehmen wollen.", so der Landesbeauftragte Purdel."