Veranstaltung

Ca. 500 Besucher, zumeist Mittelständler, Personen aus Gesellschaft und Politik sowie Soldaten und Offiziere, hatten sich am 15. Januar 2003 die Ehre gegeben, dem Neujahrsempfang des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft Gera und der Pionierbrigade 70 beizuwohnen. Schließlich gab es im Geraer Theater neben einem reichlichem Büfett seitens der Truppenküche und einer kulturellen Darbietung des Wehrbereichsmusikkorps II einen besondere Ehrengast. Hans-Dietrich Genscher (FDP), seinerzeit der weltweit dienstälteste Außenminister, hielt die Festrede. In seiner mit stehenden Ovationen honorierten Rede setzte er sich mit den "Risiken und Chancen der Globalisierung für Europa" auseinander. In eindrucksvoller Weise stellte er mittels bildhafter Vergleiche, eigener Erfahrungen und theoretischer Untermauerungen die Globalisierung nicht nur als Zusammenwachsen der Weltwirtschaft und des Informationsmarktes dar. Vielmehr böte sie Chancen aber auch Herausforderungen und Verantwortung für Politik und Wirtschaft bis in die regionalen Kreise hinein. Dabei wies er vor allem auf Gefahren hin, die sich durch selbstverschuldetes Handeln in einzelnen Regionen Europas ergäben. Globalisierung hieße nicht Allmacht der Großkonzerne, sondern ein Zusammenspiel zwischen den "Großen und Kleinen".

Hohe steuerliche Belastungen für mittelständische Betriebe würden aber ebenso zum Nachtteil gegenüber europäischen Mitbewerbern führen, wie unflexible Arbeitsplatzgestaltung oder Überregulierung und aufgeblähte Verwaltungen. Ein besonderer Schwerpunkt sah er in der Bildung. 13 Jahre Schule und trotzdem ein hinterer Platz in der Pisa-Studie bedeute einen Vergehen an der zukünftigen Generation, erklärte der FDP-Ehrenvorsitzende. Ohne eine parteipolitische Rede zu halten, gab er doch das Programm der FDP wieder. Er setzte den Notwendigkeiten, die sich aus der gesamtpolitischen Lage ergeben, richtige Lösungsansätze entgegen. Diese können auch im Programm der Liberalen nachgelesen werden. Die Zuhörer dankten es ihm mit besagten Ovationen.
Beim anschließenden Empfang begrüßten der stellvertretende Landesvorsitzende Dr. Horst Gerber und der Kreisvorsitzende Percy Wessely den Ehrengast. In Vertretung des Bundestagsabgeordneten Dr. Karlheinz Guttmacher war sein Referent Patrick Kurth erschienen.
Übrigens: Eine Spitze für den politischen Gegner brachte Genscher während seines Vortrages selbstverständlich auch. So berichtete er, dass ihm ein Historiker einmal erklärte, Christoph Kolumbus sei der erste Sozialist gewesen: "Als Kolumbus nach Amerika aufbrach, wusste er nicht, wohin die Reise ginge, als er ankam wusste er nicht wo er sich befand und als er wieder nach Europa zurückkehrte, konnte er nicht sagen, wo er gewesen ist - und alles mit fremder Leute Geld." Ein Vergleich, der auch heute deutliche Parallelen findet.