TA schreibt: "Steffen Kübitz von der FDP zum Beispiel: "Mein Hauptthema ist, mich stark zu machen für eine attraktive Innenstadt. Das ist auch für die Ortsteile wichtig, damit die zum Beispiel fürs Einkaufen herkommen können." Der Versicherungsmakler ist erst seit zwei Jahren politisch aktiv. "Ich habe mich schon länger für die Stadt in Vereinen engagiert", sagt er - bezeichnet sich aber unumwunden als "politischen Quereinsteiger"."
TA:"Über zwei Jahrzehnte ist Joachim Kreyer bereits Bürgermeister von Sondershausen im Kyffhäuserkreis. Amtsmüdigkeit verspürt er keine, aber vier weitere Kandidaten wollen ihn beerben.
Sondershausen. 22 Jahre ist Joachim Kreyer (CDU) nun schon Bürgermeister von Sondershausen. Verspürt er so etwas wie Amtsmüdigkeit? Ein kräftiges, fast entrüstetes "nein" ist die Antwort - "in meinem Alter nehmen sich andere Leute noch große Aufgaben vor. Ich möchte meine Arbeit fortsetzen."
An Erfolgen der vergangenen Jahre "war ich nicht ganz unbeteiligt", sagt Kreyer. Er führt die Schlossfestspiele an oder die Erhaltung des Orchesters. "Trotz Einbruch der Gewerbesteuer in der Krise haben wir auch auf unsere breite Vereinsförderung nicht verzichtet." Außerdem gebe es seit 1990 Krippenplätze für Kleinkinder, die noch keinen offiziellen Rechtsanspruch darauf haben, weil sie zu jung sind. "Das hat uns viel Geld gekostet, aber bei so etwas muss die Kommune Hilfe anbieten, wenn die Eltern früh wieder arbeiten gehen müssen", sagt Kreyer.
Der Bürgermeister will Allianzen zwischen den Gemeinden schmieden, um ihre Interessen stärker gegenüber Land und Bund vertreten zu können. "Ich habe keine Scheu, mich mit Landesministern anzulegen", kündigt er an.
Gleich vier Mitbewerber wollen versuchen, den CDU-Politiker in seinem Amt zu beerben, darunter seine derzeitige Stellvertreterin, die erste Beigeordnete Cornelia Kraffzick (SPD) - dabei arbeiten beide Parteien seit der Wende im Stadtrat zusammen.
"Die Menschen liegen mir am Herzen und die soziale, kulturelle, städtebauliche Entwicklung der Stadt", sagt Kraffzick. Seit 1993 ist sie in der Kommunalpolitik aktiv.
Als Bürgermeisterin würde sie an die Betriebe appellieren, höhere Löhne zu zahlen, sagt sie: "Davon hätten ja auch die örtlichen Firmen etwas, wenn das Geld zum Beispiel über die Häuslebauer ans Handwerk zurückgeht." Ihr Ziel: die Lohnangleichung von Ost und West.
Dann zählt Kraffzick die Erfolge der vergangen Jahre auf - man merkt, SPD und CDU haben schon zusammengearbeitet und sind damit nicht unzufrieden. So habe man zum Beispiel das Theaterorchester gesichert, zumindest bis 2017. "Ich will aber das Soziale noch mehr hervorheben", sagt sie schließlich.
Ähnliche Themen, nur vereinzelte Akzente
So sind die Themen dann bei allen Kandidaten ähnlich: Wirtschaftsförderung, Abwanderung stoppen, das soziale und kulturelle Leben erhalten. Nur vereinzelt setzen sie eigene Akzente.
Steffen Kübitz von der FDP zum Beispiel: "Mein Hauptthema ist, mich stark zu machen für eine attraktive Innenstadt. Das ist auch für die Ortsteile wichtig, damit die zum Beispiel fürs Einkaufen herkommen können." Der Versicherungsmakler ist erst seit zwei Jahren politisch aktiv. "Ich habe mich schon länger für die Stadt in Vereinen engagiert", sagt er - bezeichnet sich aber unumwunden als "politischen Quereinsteiger".
Sigrid Rößner (Linke) betont dagegen, dass sie eine Alternative sein will zur bisherigen Politik - derzeit arbeiten CDU, SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler im Stadtrat zusammen. "Ich will unseren Wählern die Chance geben, ihr Kreuzchen zu machen", sagt Rößner. Seit 1982 ist sie in der SED und deren Nachfolgeparteien - "da bin ich meinem Standpunkt treu geblieben". Sie arbeitet als Betreuerin in einem Jugendwohnheim.
Der fünfte Bewerber, Rainer Scheerschmidt , reklamiert für sich: "Ich bin einen ganz anderen Weg gegangen als die anderen Kandidaten. Ich unterhalte mich ständig mit den Leuten, nicht erst kurz vor der Wahl." Er kritisiert Handzettel: "Warum sollte ich Altpapier bereitstellen? Mehr ist das doch nicht." Er will ganz beim persönlichen Gespräch bleiben.
Politisch saß er zwei Jahre lang für eine Bürgerinitiative im Stadtrat, ist dort aber ausgetreten und hat im gleichen Zug das Mandat aufgegeben. Seit 2008 ist er Landesvorsitzender des Volksinteressenbundes Thüringen. "Das ist eine politische Partei, die sich für die Belange der Bürger in Thüringen einsetzt", erklärt Scheerschmidt.
Sein Thema: mehr Bürgernähe. "Man muss die Leute zu Wort kommen lassen: Was wollt ihr eigentlich? So sollte vor jeder Stadtratssitzung eine Bürgersprechstunde stattfinden - und nicht bloß zwei im Jahr, sonst haben sich die Probleme schon erledigt."
Der amtierende Bürgermeister Kreyer sieht einen Amtsvorteil bei sich: "Den habe ich mir auch erarbeitet. Man darf sich aber nie sicher sein, ich werde kämpfen bis zum Schluss, um diese Stadt lebenswert für Bürger und Gäste zu gestalten."
Trotzdem: Selbst er rechnet mit einer Stichwahl am 6. Mai."
Nicolas Miehlke / 14.04.12 / TA
Wahl 2012: Ein Bürgermeister, vier Herausforderer in Sonderhausen