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Leserbrief an OTZ vom 3.1.04 an OTZ

Baufirmen immer kleiner

In der OTZ vom 2. Januar wurde berichtet, dass die Baufirmen in Thüringen immer kleiner werden. Durchschnittlich beschäftigen demnach Thüringer Baufirmen 9 Mitarbeiter, im Durchschnitt der neuen Bundesländer sind es 11. Den Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt scheinen die Autoren der Meldung für zu deprimierend zu halten, um ihn mit anzuführen.

Dennoch zeigt die Meldung eins, die Situation der Thüringer Bauwirtschaft ist nicht nur im Vergleich der bundesweit gebeutelten Baubranche miserabel, selbst in den so genannten neuen Bundesländern sieht es für die Thüringer Bauleute besonders zappenduster aus. Und das wird 2005 nicht besser. Konnten bereits bisher Gemeinden und Landkreise längst nicht im notwendigen Maß Aufträge auslösen, brechen sie als Auftraggeber nahezu völlig weg, wenn die Landesregierung an der finanziellen Demontage der Kommunen und Kreise festhält. Und das wiederum trifft die Thüringer Firmen besonders. Pleitegeier, Arbeitslosigkeit und ALG II lassen grüßen.

Obendrein wird vor März keine Kommune, kein Landkreis exakte Zahlen zur Verfügung haben, weil das Land nach eigenem Bekunden bis Februar (!!) seine Hausaufgaben nicht gemacht haben wird. Das heißt wiederum, dass die wenigen öffentlichen Aufträge im Jahr 2005 erst noch später, als in den anderen Jahren ausgelöst werden können. Es liegt auf der Hand, dass die Baufirmen und Ingenieurbüros in Thüringen noch mehr schrumpfen werden, ganz zu schweigen von persönlichen Schicksalen, die damit verbunden sind. Und es werden auf Dauer fachliche Kompetenzen in Thüringen verloren gehen. Eine verhängnisvolle Entwicklung, führt man sich vor allem den Zustand der Infrastruktur vor Augen. Wer sich nicht nur die Oberfläche der Straßen ansieht (wo auch noch viel im Argen liegt), sondern auch deren Verkehrssicherheit (Sichtweiten, Krümmenradien usw.), wer sich den oft schlimmen Zustand vieler unterirdischen Leitungen ansieht, wer sieht, wie viele Ortschaften noch (fast) ungeklärte Abwässer in Flüsse und Bäche einleiten, der weiß, dass wir zumindest im Tiefbau in Thüringen keine Überkapazitäten an (einheimischen) Baufirmen und Planern haben, wir haben allenfalls nicht einmal das Minimum an notwendiger Finanzausstattung.

Gemeinden und Landkreisen in dieser Situation den Geldhahn rigoros abzudrehen, ist ein katastrophaler Schritt nicht nur für Thüringens Bauleute. Stattdessen einen 10 Mio. EUR teuren Tunnel zum Ski fahren mit zu finanzieren, rettet hingegen nicht die einheimische Bauwirtschaft. Die Landesregierung ist an dieser Stelle auf dem Holzweg.

Dirk Bergner, Brückla

per E-Mail



07.01.2005 Dirk Bergner