FDP- Kreisvize besucht Kassenärztliche Vereinigung in Weimar
Am Donnerstag, den 10.02.2005, bekamen die Mitglieder des Landesfachausschusses für Gesundheit, Soziales, Familie und Gleichberechtigung die Möglichkeit eines Besuches der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen in Weimar.
In einem Vortrag und der anschließenden Diskussionsrunde mit Herrn Ass. jur. Matthias Zenker, Abt. Pressearbeit, wurden die massiven Lücken im Bereich der ambulanten medizinischen Versorgung in den neuen Bundesländern analysiert und ausgewertet. Im anschließenden Beitrag wird der stellvertretende FDP- Kreisvorsitzenden, Jens Zimmer, selbst Mitglied im LFA Gesundheit und Soziales, den momentanen Stand etwas näher erörtern:
Mehrere Faktoren sind für die vorerst schleichende und in den nächsten fünf Jahren sukzessive Arztzahlverminderung verantwortlich.
1. Demographische Komponente
Nicht nur in Thüringen, sondern auch in den restlichen Bundesländern, führt die Veränderung der Alterstruktur zu immer neuen Herausforderungen. Diese Entwicklung ist auch in der Ärzteschaft festzustellen. So entwickelte sich das Durchschnittsalter der Ärzte rapide nach oben. Waren im Jahre 1994 die niedergelassenen Ärzte in Thüringen durchschnittlich 47,4 Jahre alt, so beläuft sich das Durchschnittsalter 2003 schon bei 52,9 Jahren. Hieraus ist bereits erkennbar, dass vor allem in den letzten Jahren weniger junge Ärzte hinzugekommen sind. Negativ wirkt sich ebenfalls die Lebensarbeitszeit der Hausärzte aus. So wird die erteilte Zulassung in Thüringen im Durchschnittsalter von 62 Jahren zurückgegeben. Resultat ist, dass allein in Thüringen bis zum Jahre 2010 ca. 495 Arztsitze frei werden.
2. Erkrankungsrate in den neuen Bundesländern
Im Ost-West-Vergleich ist eine eine höhere Behandlungszahl bei chronischen Erkrankungen festzustellen. So werden in den neuen Bundesländern vermehrt die Krankheiten Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Herzinfarkt behandelt. Als wesentliche Ursachen werden dabei Übergewicht und Rauchen als klassische Risikofaktoren angegeben. Der Fallzahlenvergleich über alle Vertragsärzte Ost/ West gibt Aufschluss darüber, wie hoch die Inanspruchnahme des Arztes ist. So behandelt ein Arzt prozentual gesehen 24 mal mehr Fälle, als sein Kollege in den alten Bundesländern. Dies stellt eine wesentlich höhere Arbeitsbelastung und Betreuungsintensität in den Praxen dar. Weiterhin erhöht dies unweigerlich die Kosten des Arzneimittelvolumens.
3. Vergütungssituation
14 Jahre nach der Wiedervereinigung stagniert das Niveau der Vergütung der ambulanten ärztlichen Versorgung bei 80%. Erhält ein Arzt in den alten Bundesländern pro Behandlungsfall noch ca. 40 Euro, so muss sich ein Arzt in den neuen Bundesländern mit ca. 25 Euro zufrieden geben. Dies zeigt, dass trotz der größeren Anzahl an Patienten in den neuen Bundesländern die Krankenkassen den niedergelassenen Ärzten weniger Geld zur Verfügung stellen. Ein wesentlicher Grund für die Honorarschere Ost - West.
Fazit
Auch wenn es heute von der jetzigen Landesregierung und den Kommunen verdrängt wird. Thüringen, und somit der Landkreis Geiz, schlittert unwillkürlich in ein Desaster. Bereits in den nächsten fünf Jahren wird eine deutliche Unterversorgung in der ambulanten medizinischen Versorgung eintreten.
Aus Sicht der FDP- Greiz können Sie versichert sein, das wir diesen Weg nicht hinnehmen werden. Bezeichnend dafür unterstützen wir die Forderungen der Ärzteschaft in den neuen Bundesländern:
1. Das Vergütungsniveau in den neuen Bundesländern muss auf das Niveau der alten Bundesländer angehoben werden.
In Konkurrenz um ärztlichen Nachwuchs wird ein Standort in den neuen Bundesländern mit mehr Arbeit und weniger Vergütung bei der Entscheidungsfindung junger Ärztinnen und Ärzten benachteiligt.
2. Feststellung eines gesonderten Arzneimittelvolumens für die neuen Bundesländer.
Die höhere Fallzahl in den neuen Bundesländern erfordert auch eine gesonderte Arzneimitteltherapie.
Für die Zukunft wird es äußerst wichtig sein, die Attraktivität der neuen Bundesländer bezüglich der jungen Ärztinnen und Ärzte zu steigern. Es muss interessant sein, eine Praxis im Landkreis Greiz zu übernehmen.
Jens Zimmer