Alle scharren sie schon nervös, die Damen und Herren Bildungspolitiker, was denn die zweite Auflage des internationalen Vergleichstests über das Bildungsniveau der Schüler in Deutschland wieder schonungslos aufdecken wird.
Da werden uns wieder über die Medien mit Sicherheit weitreichende Beschlüsse aus der längs überflüssig gewordenen Kultusministerkonferenz erreichen, während die Ministerialen in den Amtsstuben darunter aus angeblichen Geldmangel Schulen schließen, die Lehrer demotivieren und Lehrpläne zum x-ten Male ändern.
Da wird hochtrabend von "Kompetenzen" gefaselt, während man gleichzeitig nicht in der Lage ist, unseren Kindern solch grundlegende Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben oder Rechnen beizubringen.
Dabei könnte es so einfach sein. Einheitliche Schulbücher und Lehrpläne innerhalb eines Landes und über mehrere Jahre hinweg, Entrümpeln der Lehrpläne in den kleinen Klassen und Konzentration auf Grundwissen und Grundfertigkeiten oder ein vergleichbares Abitur in allen Ländern mit einem einheitlichen Fächerkanon kosten nur den Mut zur Entscheidung.
Leistungsvergleiche von Anfang an, auch zwischen den Klassen und zwischen den Schulen. Denn das spätere Leben kennt keine individuelle Betreuung, das ist "Frontunterricht". Entweder man besteht den Test und bekommt die Lehrstelle oder den Job oder nicht. Der Arbeitsauftrag des Chefs oder des Kunden lassen keinen Raum zum "Abwählen" ungeliebter Teilaufgaben.
Und wir sollten endlich wieder begreifen, dass Schule mehr ist als ein Kostenfaktor. Zumindest wohnortnahe Gymnasien und Berufsschulen sind Wirtschaftsförderfaktoren. Zentralisierte Bildungsfabriken haben schon jetzt das Ausbringen so mancher Lehrstelle verhindert.
Wenn die Aussagen zur letzten Landtagswahl über die Verantwortung und Stärkung der Familie keine Schaufensterreden waren, dann gehört neben der Verwaltung der Schulgebäude der Einsatz von Lehrern wieder in die Hand der kommunalen Familie, denn diese wissen vor Ort besser als jede zentrale Verbeamtungsstelle, was zu Sicherung des Bildungsauftrages erforderlich ist. Das stärkt außerdem die Verbundenheit zwischen Einwohner, Schule und Wirtschaft. Und spart ein paar überflüssige Ämter ein.
Aber es steht zu erwarten, dass notwendige Reformen wieder im Parteiengerangel hängen bleiben, der Bund sich mit ein paar Eliteuniversitäten freikaufen will und die Länderfürsten - je kleiner das Land, umso inbrünstiger- sich jede Einmischung verbieten.
Da bleibt eigentlich nur noch eine Chance. Man muss die Dekadenz des deutschen Fernsehens nutzen und anstelle der Werbung analog einem Telekolleg Unterrichtsinhalte in die täglichen Talkshows einblenden. Das verhindert vielleicht eine weitere Verblödung derjenigen, die sich diesen Schrott "reinziehen.
Dr. Horst Gerber