Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut in Deutschland; sie ist im Artikel 5 GG gesichert. Unter anderem dafür bin ich 1989 auf die Straße gegangen, denn die unsägliche Heuchelei, zu der die DDR uns damals zwang, war nicht mehr auszuhalten. Und es gehörte schon immer Mut dazu, seien Meinung laut und deutlich zu sagen. Damals und auch heute - 20 Jahre nach der Wende.
Es ist fast ein deja vu, was ich heute erlebe. Da spricht Westerwelle aus, was die überwiegende Zahl der arbeitenden Bevölkerung denkt und sofort bricht ein heuchlerischer Sturm der Entrüstung im Lager der so genannten "Gutmenschen" aus. Gilt etwa Meinungsfreiheit schon wieder nur für einen Teil der Bevölkerung? Sind Auffassungen außerhalb des "mainstreams" nicht mehr zugelassen?
Offensichtlich nicht, wie in unzähligen Talkshows zu beobachten ist. Da sitzen dann alle diese Geißlers und Schreiners und Blüms, die Deutschland seit Jahren in die Verschuldung getrieben haben, weil sie unfähig waren, die Sozialsysteme zu reformieren und tragen ihr soziales Gewissen zur Schau und versuchen uns immer noch zu verarschen. Man erinnere sich: "Die Rente ist sicher".
Aber zumindest die Reaktionen, die mir entgegen gebracht werden, lassen hoffen, dass die Verdummung durch die TV-Medien nicht gelingt.
Und deshalb ist es gut, dass jetzt die Diskussion über den Sozialstaat und seine Ausprägung beginnt. Eigentlich hat Roland Koch von der CDU ja die Diskussion begonnen. Sie wurde nur überlagert von der Reform zu Hartz IV (von Rot-Grün eingeführt- d. Verf.) Westerwelle hat den Faden wieder aufgenommen, weil reflexartig alle "Gutmenschen" nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu den Hartz IV Sätzen nach einer Erhöhung derselben gerufen haben. Aber das höchste deutsche Gericht hat nichts von einer Erhöhung gesagt, sondern nur die Art und Weise der Ermittlung des Bedarfs gerügt.
Hier musste also eingehakt werden, im Interesse des Steuerzahlers, im Hinblick auf die Staatsverschuldung und nicht zuletzt im Hinblick auf den sozialen Frieden im Land. Und wenn es Herrn Seehofer von der CSU nicht gefällt, kann er ja weiterhin mit der ehemaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt "schöne Nächte" verbringen, während Philipp Rößler die Baustelle Gesundheitsreform aufräumen muss.
Zur Wahrheit gehört aber auch- und dass muss sich auch Westerwelle anhören - wir brauchen in Deutschland neben hoch qualifizierten Jobs auch einfache Arbeitsplätze mit auskömmlichen Gehalt. Für diese nach Osteuropa und Fernost verlagerten Aufgaben brauchen wir Ersatz, denn nicht jeder kann oder will Anwalt oder Ingenieur werden. Wie es gehen kann, ist bei unseren Nachbarn in den Niederlanden oder Dänemark zu sehen.
Die Zeit ist reif für ein Umdenken in Deutschland - das ist meine Meinung.