Der rote Griff in die sozialistische Mottenkiste
Können Sie sich noch an Heuschrecken - Münte erinnern? Nein? Das war der, der noch vor gar nicht so langer Zeit in Investoren die Inkarnation des Bösen sah. Mit besonderer Mittelstandsfreundlichkeit ist Franz Müntefering bislang nie aufgefallen. Unter Merkel dient er als Vizekanzler und Platzhalter der SPD. Dass ausgerechnet ihn der übergewichtige Pfälzer Ministerpräsident Beck, der sich ebenfalls vor noch gar nicht langer Zeit vom damaligen Koalitionspartner FDP in vernünftigen Bahnen halten ließ, nun nassforsch links überholen würde, hat sich wohl niemand träumen lassen. Sozialismus wird plötzlich wieder groß geschrieben bei den Sozis, die selbst im real existierenden Sozialismus über die Klinge springen durften, sofern sie sich nicht der Zwangsvereinigung in der SED unterwarfen. Wie groß muss da die Verzweiflung sein, wenn ihnen angesichts dramatischer Umfragewerte nichts Besseres einfällt? Ganz im Gegenteil. Flugs nehmen die offensichtlich kopflosen Sozialdemokraten Anleihe bei den Grünen und beschließen Tempolimit 130 auf deutschen Autobahnen, ganz so, als träfen sie damit nicht Tausende von Pendlern, die Woche für Woche Hunderte Kilometer in Kauf nehmen, um ihre Familien über Wasser zu halten und dabei auch noch Steuern in die Taschen des Staates zu spülen.
Dennoch passt diese Denkweise. Statt intelligenten Verkehrsleitsystemen und der Eigenverantwortung der Bürger den Vorrang zu geben, stellen Sozialdemokraten die Nation unter den Generalverdacht, Raser zu sein. Sie kriminalisieren den Monteur, der am Wochenende auf freier Autobahn mit Tempo 160 heim zu Frau und Kindern will, die er die ganze Woche nicht sehen konnte. Näher dran an den Menschen, wie Beck behauptet? So gewiss nicht. Vielmehr zeigt sich erneut, dass auch der SPD - Slogan von der neuen Mitte ein fauler Zauber war. "Veralberte Mitte" wäre da wohl richtiger. Stattdessen biedert sich die SPD bei den ganz Linken an. Das Ziel? Gemeinsam schreiten Seit an Seit.
Dirk Bergner