Fünfundzwanzig Jahre Mauerfall
"Kein Tag ist in der deutschen Geschichte so sehr mit dem Widerstreit von Diktatur und Demokratie verbunden wie der 9. November." Das sagte der Thüringer FDP-Landesvize Dirk Bergner am Vorabend der 25-jährigen Wiederkehr des Mauerfalls. Mit Blick auf die jüngere Zeitgeschichte sei dieses Datum natürlich zuerst ein Tag der Freude. Erstmals war es in der deutschen Geschichte gelungen, durch eine friedliche Revolution den Machthabern Freiheit abzutrotzen. Das markanteste Symbol der Unfreiheit, die Mauer, war löchrig geworden."
Doch dürfe man, so Bergner weiter, auch nicht vergessen, dass der 9. November mit der so genannten Reichskristallnacht verbunden sei. "In der furchtbaren Pogromnacht vom 9. Zum 10. November 1938 wurden über 1.400 Synagogen, jüdische Betstuben, Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe zerstört", erinnert der Innenpolitiker. "Die furchtbaren Verbrechen des braunen Gesindels beschämen unser Volk noch heute, ebenso wie die Tatsache, dass viele Menschen aus Angst oder Gleichgültigkeit wegschauten und sich teilweise sogar an den Plünderungen und Brandschatzungen beteiligten." Auch die Ausrufung der Republik nach der Abdankung des deutschen Kaisers im Jahr 1918 falle auf dieses Datum.
"Sowohl die dunkelsten Flecke deutscher Geschichte wie auch die friedliche Revolution sind eine grundlegende Verpflichtung für Demokraten heute.", so der 49-Jährige. Umso bedrückender empfindet der FDP-Politiker die Tatsache, dass fünfundzwanzig Jahre nach dem Mauerfall Grüne und Sozialdemokraten einen linken Ministerpräsidenten an die Macht hieven. "Die geradezu aberwitzige Debatte, ob ein Staat, der seine Bürger für freie Meinungsäußerungen und politische Witze einlochte, ein Staat, der keine unabhängige Justiz hatte und seine eigenen Bürger einsperren musste, damit sie ihm nicht davonlaufen, zeigt die Verfasstheit dieses merkwürdigen Bündnisses.", meint der Hohenleubener. Ein Stück weit sei die Debatte sicher auch "Bühnennebel", um von den eigentlichen, dramatischen Perspektiven dieses Trios abzulenken, spielt der "gelernte Bauingenieur" auf die zu erwartenden Änderungen des Vergaberechts, die Einheitsschule und "das Plattmachen der kommunalen Selbstverwaltung per Gebietsreform" an. "Der Einsatz für Freiheit bleibt eine der wichtigsten Aufgaben auch für die Zukunft." Dazu gehöre, stärker denn je für eine liberale Geisteshaltung zu streiten, so Bergner abschließend.